Nach der Siesta vom letzten Blogeintrag fuhren wir einmal
mehr nicht mehr weiter und stellten unser Zelt gut vor Blicken der Strasse
geschützt auf. Das in der Nacht irgendwo Hundegebell zu hören ist, ist für uns
unterdessen normal, aber das ein Hund bis auf ca. 30m an unser Zelt kommt und
minutenlang vor sich hin bellt, haben wir noch nicht erlebt. (Der nächste Hof war
doch einigermassen weit weg). Entgegen unserer Erwartung kommt er aber nicht näher und
verschwindet dann doch wieder. So konnten wir mehr oder weniger beruhigt
weiterschlafen.
Am Morgen vom 16.10. rollten wir weiter durch die relativ
bewachsene und hügelige Landschaft. Via die kleine RR171 erreichten wie die
RR46 welche uns via Oum El Abouab nach Sidi Aouidette führte. Um möglichst von
der Kühle des Morgens zu profitieren, starteten wir jeweils früh und fuhren vor
dem Zmorge schon einige Kilometer. So kochten wir heute das Vogelheu nach dem
ersten grösseren Anstieg im Schatten einige dutzend Meter von der Strasse
entfernt.
Auf der Route National 4 (RN4) angekommen profitierten wir
von feinem Asphalt, wenig Verkehr und zwei Spuren pro Richtung. Somit hatten
wir in den meisten Fällen die rechte Spur für uns und konnten gemütlich in Richtung
El-Fahs fahren. Vielen Dank an all den Tunesieren, welche äusserst vorbildlich äusserst
konsequent Fahrgemeinschaften bilden. Dies ist aber wohl auch der wirtschaftlichen
Situation geschuldet.
Da wir im Voraus das Potential für Wildcamping-Plätze auf
dem Satellitenbild auskundschaftet hatten, schauten wir an diesem Tag schon
früh für einen Zeltplatz, welchen wir in der Nähe der Barrage el Kebir auch
fanden. Der Platz erfüllte unsere Minimumkriterien: Schatten, einigermassen
eben, möglichst nicht sichtbar von der Strasse und weiter Weg von einem Hof.
Und in diesem Fall gab es noch das Supplement von wenig Hundegebell. Dies ist
aber jeweils erst beim Eindunkeln beurteilbar. Die Hunde liegen tagsüber meist
nur im Schatten und erst bei unmittelbarer Gefahr jucken sie auf um ihr Revier
zu verteidigen. In der Nacht ist dann der Bewachungsradius einiges Grösser und
oft auch über mehrere hundert Meter.
Am Morgen vom 17.10 konnten wir die gemachten Höhenmeter vom
Vortag sehr gut in Kilometer umsetzen und erreichten recht schnell El-Fahs. Da
wir lieber in den kleinen Dörfer einkaufen und an diesem Abend so oder so ein
Hotel anpeilten, konnten wir uns ohne Besorgungen zu erledigen durch das
Gewusel des Zentrums schlängeln und El-Fahs hinter uns lassen. Bei solchen
Fahrten in der Stadt bemerken wir immer wieder, wie super unser Fahrzeug ist.
Chregu kann sich auf dem Verkehr konzentrieren und Ziska kann die Geschäfte und
Leute (und Pflanzen) optisch abklappern um das nötige zu sehen. z.B. Qualität
der Einkaufsmöglichkeiten.
Hier noch ein Exkurs zu den Bäckereien: In Tunesien werden
anscheinend meist Baguette gegessen und da diese gefühlt zwischen einigen
Minuten bis maximal wenigen Stunden wirklich gut geniessbar sind, wird den
ganzen Tag gebacken. Das Mehl ist subventioniert und somit kostet ein Baguette
zwischen 250 bis 400 Millimes (ca. 7-11 Rappen). Daher kaufen die Tunesier die
Brote meist nicht einzeln sondern ab fünf Stück und packen sie in einen
Plastiksack für den Transport nach Hause. Und da das mehrmals am Tag passiert
laufen und fahren in der Nähe von Bäckereien immer viele Leute mit Baguettes
herum. Über die Dichte der transportierten Brote entlang der Strasse können wir
dann bestimmen, dass es eine Bäckerei in der Nähe hat und über die Richtung
sehen ob wir schon daran vorbei sind oder nicht. Die genaue Bestimmung läuft
dann über die vielen eher wild parkierten Autos am Strassenrand oder über die
Warteschlange welche teilweise recht lang sein kann. Das oft vorhandene Schild
«Boulangerie» über dem Eingang ist dann nur noch die Bestätigung…
Tunesien verfügt über keine offiziellen Campingplätze mit
Dusche und WC, man darf aber so gut wie überall für eine Nacht das Zelt
aufschlagen. Von dem machten wir in den vergangenen Tagen oft Gebrauch. Im
städtischen Umfeld suchen wir lieber Unterkünfte auf. Mit der Ankunft in
Zaghuan landen wir in einer völlig anderen Welt. Ein günstigeres Hotel bzw.
einfacher Ausbaustandart hätte es auch getan, aber Hauptsache Bett, Dusche und
Waschmöglichkeit und einen sicheren Platz für unser Velo. Die Frau am Empfang
erzählt uns, dass hier alles typisch tunesisch sei. Wir fühlten uns trotzdem wie
in einem anderen Land angekommen zu sein. Viele Dinge zeigen sich für uns
völlig surreal. Ausserhalb des Areals warten die Landwirte sehnlichst auf
Wasser und «trocken» ist nur der Vorname. In der Hotelanlage, hatte es ein
Wasserspiel und der Rasen wurde regelmässig bewässert. Dazu die Grösse des
Zimmers. Wir hätten ein einfaches Zimmer für zwei Personen benötigt.
Vorgefunden haben wir eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Terrasse… So
verliessen wir am Nachmittag nochmals das Hotel um die Umgebung zu erkunden.
Als Hauptausflugsziel fuhren wir zum Wassertempel welcher der Startort einer
römischen Wasserleitung nach Karthago war (55km entfernt). Auch heute wird die
Wasserleitung noch immer benutzt und speist nun Tunis. Einzig dort wo die Römer
das Wasser über Aquädukte leiteten wurde sie auch in den Boden verlegt.
Znacht assen wir bescheiden ein Baguette mit Käse auf
unserer Terrasse. Das wirklich sehr gute Zmorge war inbegriffen und so genossen
wir auch diese Annehmlichkeit und rollten dafür im Vergleich zu den vorherigen
Tagen erst recht spät los.
Als erstes Ziel am 18.10. hatten wir Zriba Olia ausgewählt.
Ein verlassenes Berberdorf in den Bergen «bei» Zaghouan. Dazu mussten wir
zuerst durch die Innenstadt und reihten uns somit in die Autoschlange ein um
durch das Zentrum zu kommen. Irgendwann war es dann aber nicht mehr stockender
sondern stehender Verkehr und wurde bald zu wendendem Verkehr. Auch ein
Linienbus wendete so kompliziert, dass wir sicher waren, dass die Strasse durch
irgendetwas blockiert war. Wir vermuteten, dass es wohl einen grösseren Unfall
oder eine Demonstration gibt. Wir machten es also den Tunesiern gleich und
kehrten um. Via die Umfahrungsstrasse gelangten wir auf die gewünschte Strasse
in Richtung Zriba und so erreichten wir nach einem Bäckereistopp (für einmal
gab es sogar Pain au Chocolat) den letzten steilen Anstieg zum Berberdorf. Wir
hatten digital auskundschaftet und gingen davon aus, dass wir das Pino schieben
müssen. Vor Ort lief es dann besser als gedacht und wir konnten zwei Drittel
der Steilstrecke fahrend bewältigen. Wegen dieser Steigung hatten wir im Voraus
lange überlegt ob wir den Abstecher machen sollen oder nicht. Als wir dann aber
unsere Runde durch die Ruinen des Dorfes machten, waren wir sehr schnell der
Meinung, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Wir genossen es ohne weitere
Besucher (Nebensaison und unter der Woche) die mehr oder weniger intakten
Häuser zu erkunden und die umliegenden Felsformationen zu geniessen. Wie jemand
in den Google Rezensionen geschrieben hat: Ein Ort welcher man nicht verpassen
sollte! (Trotz bellenden Hunden beim Nadelöhr, vielleicht ging es auch daher so
einfach die steile Stasse hoch zu kurbeln (-;)
Wieder zurück auf unserem Weg nach Hammamet und einem
weiteren Bäckereistopp (diesmal so etwas wie Cremeschnitten) fuhren wir durch
die unterdessen drückende Hitze und erreichten ziemlich auf dem Zmittag
Buoachir. Bei einem der vielen kleinen Läden hielten wir an, um unser
Wasservorrat wieder auf die «Normalmenge» von 9.5 Liter zu füllen. Während wir
das gekaufte Wasser in unsere Flaschen umfüllen (Hahnenwasser ist nicht immer
super und das gekaufte ist sehr billig für uns), sehen wir dass die Frau hinter
dem Tresen auch Essen in Form von gefüllten Omletten verkauft. Ziska bestellte
zwei davon mit wenigen Wörtern auf arabisch und mit regen gestikulierenden
Austausch mit der Chefin (französisch kann in den grösseren Städten hilfreich
sein, aber hauptsächlich wird arabisch gesprochen). Diesmal wir das «Misch
harr» (nicht scharf) perfekt umgesetzt und nur ganz wenig von der scharfen
Harrissa-Sauce hinzugefügt. Unterdessen sind die vier Kinder der Chefin
aufgetaucht und bewunderten unser Pino. Wir vermuten sie wären auch eine Proberunde
mitgefahren, aber damit fingen wir nicht an, so sonst wäre Chregu wohl den
ganzen Nachmittag mit Dorfrunden beschäftigt gewesen.
Weiter gings in Richtung Meer und der dort verlaufenden
Hauptstrasse nach Hammamet. Unterwegs sahen wir von weitem zwei Motorräder mit
Licht und Helm. Somit war schnell klar, dass es sich um Europäer handelt
(Tunesier tragen in der Regel kein Helm und Licht ist auch in der Nacht keine
Selbstverständlichkeit.). Beim näherkommen sahen wir eine graue und eine rote
Maschine. Nach dem Kreuzen der Rückblick auf das Nummernschild: «D». Und schon
leuchteten ihre Bremslichter auf. Alle drei Fahrzeuge drehen um und wir peilen
den nächsten Schatten an: Wir hatten tatsächlich ohne abzumachen die beiden
Deutschen wiedergetroffen, welche wir in der Warteschlange beim Einschiffen in
Genua kennengelernt hatten. Was für ein Zufall.
Wir tauschten uns also auf dem Seitenstreifen, über unsere
bereisten Gebiete und die gemachten Erfahrungen aus und besprachen unsere
weiteren Pläne. Die Erfahrungen bei der Einreise waren offensichtlich ziemlich
unterschiedlich. Auch wenn wir gleichzeitig im Land angekommen waren.
Nach dieser erfreuten Begegnung und den spannenden Erlebnisberichten,
fuhren wir nun ans Meer. Für die Strecke nach Hammamet setzen wir wieder einmal
unser Pino-Vorteil um. Chregu konzentrierte sich auf den Verkehr und Ziska auf
die Karte. So konnten wir relativ effizient zum Hotel rollen. Dies mal mehr nach
unserem Gusto.
Schön von euch zu hören. Wünsche weiterhin eine spannende und angenehme Reise.
AntwortenLöschenLg Fabian