Die 170 Höhenmeter und die bis zu ca. 15%ige Steigung ab Korbus meistern wir früh morgens zu unserem erstaunen relativ problemlos und kamen mit einer Pause in der Mitte aus. Da so früh am morgen lediglich 4 Autos die Strecke passierten, konnten wir zum hinauskeuchen mehr Platz einnehmen und mit Schlangenlinien die Steigung abschwächen. Dies ermöglichte uns, dass wir den ganzen Pass fahrend bezwingen konnten. Zu unserer grossen Erleichterung waren auch die Hunde vom Vortag nicht in Aktion.
So kurbelten wir weiter Richtung Soliman. Chregu hätte gerne wieder gezeltet. Ziska hoffte auf eine Unterkunft. In den Vororten vor Tunis scheint die Lage an Unterkünften äussert rar. Wir finden zwar einige, aber diese können nicht kontaktiert werden und zum einfach kurz vorbeifahren, sind sie zu weit weg. Wir fuhren aus Soliman und die Stimmung war nicht wahnsinnig. In Samech entschieden wir uns in einem Dorfladen zu fragen, wo wir offiziell Zelten könnten. Der Verkäufer verwies uns an einen Ort ca. 10 Kilometer in die falsche Richtung. Also fuhren weiter durchs Dorf und entschieden uns am Dorfausgang einen Metallbauer anzusprechen. Wir hatten zwar einige Verständigungsprobleme, aber wir wurden dann an einen akzeptablem Platz geführt. Später kam dann der «aufgebotene» Sohn vorbei welcher Englisch spricht und lud uns mit Nachdruck ein bei ihnen zu Hause zu übernachten. Also durften wir einmal mehr die tunesische Gastfreundschaft geniessen. Wir konnten uns nach einem kurzen Zmittag ausruhen und am Abend wurden wir mit sehr sehr feinem Essen verwöhnt. Es gab Couscous, Poulet und Tajine (Auflauf aus Eiern, Fleisch, Kartoffeln). Da der Sohn mit einer in Deutschland wohnenden Griechin verheiratet ist wusste die Familie genau, dass wir dass Essen nur geniessen können, wenn es nicht tunesisch-scharf ist sondern europäisch-scharf. So hielten wir es in Sachen Schärfe gerade so aus. ;-)
Nach einer erholsamen Nacht und einem weiterem sehr gutem Essen zum Zmorge rollten wir los in Richtung Oudna.
Lange haben wir dieses Ziel als «wenn wir noch Zeit haben» auf der Liste. Dies wäre aber ein grosser Fehler gewesen. Es handelt sich um die (teilweise wieder aufgebauten) Ruinen einer römischen Stadt. Diese Attraktion wurde in unserem Führer als unterschätzt beschrieben und dass man häufig fast alleine sei. Ausserdem wurde in einem Nebensatz erwähnt, man soll als Highlight die unterirdischen Gänge suchen. All dies bestätige sich. Betrieben und überwacht wird das ganze vom Staat selber, daher kostet es wie alle anderen ähnlichen Institutionen 8 TND.
Nach einer Fahrt über den grossen aber fast leeren Parkplatz parkierten wir unser Pino direkt vor dem Eingang des brandneuen und völlig überdimensionierten Empfangsgebäude. Darin mussten wir unsere Lenkertaschen durch den Scanner schicken (wie am Flughafen) und selber durch den Metalldetekor gehen. Das ganze ist aber eigentlich ziemlich lächerlich, denn das im Hosensack vergessene Münz schlug an, aber interessierte die Mitarbeiter nicht und wir wurden trotz Alarm ins Gebäude gelassen.
Aber schon nach der Fussgängerbrücke zum Amphitheater war es wieder 100% tunesisch. Man konnte sich überall frei bewegen. Es gibt wenig Geländer und die Infotafeln sind so ausgebleicht, dass man nichts mehr lesen kann, es gibt keine Wege zwischen den einzelnen Ruinen und die Schafe weiden zwischen all den römischen Steinen. So schlenderten wir durch das weitläufige Gelände und fanden die angesprochenen unterirdischen Gänge in der ehemaligen öffentlichen Therme der 10'000 Einwohnerstadt. Da es natürlich keine Beleuchtung gab, nervte sich Ziska anfänglich, dass sie keine neuen Batterien in ihrer Stirnlampe gelegt hat. Nach ablegen der Sonnenbrille, waren auf einen Schlag die Batterien «wieder» voll. (-:
Im ehemaligen Captiol/Forum der Stadt gibt es einen kleinen Ausstellungsraum unter anderem mit Bilder der Ausgrabungen und Renovationen der letzten rund 150 Jahren. Da sahen wir dann, dass z.b. vom Amphitheater ein grosser Teil wieder aufgebaut worden ist.
Vor dem 2. Weltkrieg hätten wir noch mehr im Original bestaunen können. Leider wurde in dieser Zeit die Anlage als Militärstützpunkt gebraucht. In einem Gebäude wurde Munition gelagert. Dieses wurde durch ein Bombenabwurf und die anschliessenden Explosionen der gelagerten Munition stark zerstört. Trotzdem sind die erstaunlichen Mauerdurchmesser und die z.T. trotz allem gut erhaltene Substanz sehenswert.
Nach dem Besuch rollten wir hinunter in die
landwirtschaftlich genutzte Fläche. Mit wachsamen Augen nach einem geeigneten
Zeltplatz. An einem Kanal fanden wir einen recht schönen Platz und so kochten
wir dort unser Znacht und genossen den Abend. Als dann aber «Polizisten» in
zivil auftauchten, welche unsere Pässe sehen wollten, fühlten wir uns nicht
mehr sicher genug und suchten uns für die Nacht einen neuen Platz ein paar
Kilometer weiter und verbrachten dort die Nacht unter freiem Himmel. Mit all
unseren Reiseerfahrungen und unserer Menschenkenntnis kamen wir zum Schluss,
dass es wohl Einheimische waren welche sich einen Spass erlaubten und uns von
«ihrem» Platz verscheuchen wollten, wo sie ihren Feierabend verbringen.
Über die Medien und die Botschaften haben wir erfahren, dass in Tunis auf der Rue Habib vor einigen Tagen Demonstrationen stattfanden, wie in anderen Städten auf der Welt. Daher war unser Ziel diesen Stadtteil zu umfahren und von hinten an die Medina zu fahren.
Nach dem kurzen Schlendern in der Altstadt inkl. Zmittag geniessen wir nun die Ruhe in der Jugi und werden uns dann morgen auf den Weg an den Hafen machen. (weitere Route via Flughafen).
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