Unser nächstes– Zwischenziel war Tebersouk und die
nebenanliegende römische Ruinenstadt– Dougga. Davor stand aber noch ein Pass
auf dem Programm. Wir überquerten also die Ebene von Sidi Esmail und weil sich
kein so guter Zeltplatz zeigen wollte kurbelten wir die schönen Kehren hoch in
Richtung Thibar. Auf dem Weg wurden wir, einmal mehr, aus vorbeifahrenden Autos
fotografiert. Weil dieser Tunesier aber danach anhielt und auf uns wartete um
weitere Fotos zu machen hielten auch wir und gaben ihm die Möglichkeit ein
Selfie mit uns zu machen, welche er liebend gerne nutzte. Solche Begegnungen
machen es spannend und zeigen uns die Freude welche die Einheimischen an uns
haben (und wir an ihnen (-;)
Wir erleben auch häufig, dass uns zugehupt oder zugewunken
wird. Solche Gesten zaubern und eine Lächeln auf die Gesichter.
Auf der Ebene von Thibar angekommen fanden wir kurz vor dem
Dorf einen Platz in einem Olivenhain um die Nacht zu verbringen. Am Mittag
hatten wir das Znacht vorgekocht und so konnten wir den Sonnenuntergang, das
Eindunkeln und den Sternenhimmel ohne grössere «Arbeiten» geniessen. Zum ersten
Mal verzichteten wir auch auf das Aussenzelt und hatten so auch aus dem Zelt
heraus weiterhin Blick auf die Sterne. Und Ziska war geschützt von den Mücken
(Chregu ist dies sowieso, da sein Blut den Mücken sowieso nicht sonderlich
schmeckt.) Trotzdem schönen Ankommen und dem Blick in die Sterne, schlief Ziska
nicht sonderlich gut.
In Thibar konnten wir am nächsten Morgen unsere Vorräte
wieder ziemlich gut auffüllen und liessen uns vom Inhaber des Lädelis noch
einige Wörter in arabisch erklären (z.b. Wasser, eins, zwei, drei, …).
Ausserdem hatten wir eine spannende Unterhaltung mit einem in Frankreich
lebenden Tunesier welcher in seinem Heimatdorf zu Besuch war.
Weil wir die Route der nächsten Tag jeweils relativ genau
auf dem Natel (OrganicMaps) «rekognoszieren», wussten wir dass nun der
Hauptanstieg des erwähnten Passes anstand. Aber wir wussten auch, dass die
Steigung ca. 5 Prozent beträgt und somit für uns fahrbar sein sollte.
Das bestätigte sich dann auch. Nur bei einer Baustelle wo
eine Haarnadelkurve «abgeschnitten» wurde, wurde es kurz knapp und wir konnten
uns nur gerade so durchwürgen. Auf dem Pass angekommen assen wir unser
Frühstück und rollten danach, wie immer mit kleinen Gegensteigungen, nach
Tebersouk und erklommen dann die Höhenmeter nach Dougga. Dort– trafen wir seit
langem andere Touristen, da es sich um eine der zehn bekanntesten Tourismusorte
handelt. Die Ruinen der von rund 5000 Personen bewohnten Stadt sind sehr gut
erhalten. Man kann sich wirklich sehr gut die Strukturen der Stadt vorstellen
und auch auf den rund 2000 Jahre alten Wege durch die Stadt gehen. Im
Reiseführer wird Dougga auch als Pompeji von Afrika beschrieben.
Zurück beim Velo genossen wir noch etwas das WLAN eines
parkierten Touribuses und konnten so unsere Online-Bedürfnisse befriedigen.
Ausserdem assen wir unser mitgebrachtes Zmittag und mussten dieses gegen Katzen
und später auch Hunde verteidigen.
Wir überquerten die nächste Ebene in Richtung El-Arroussa
und wurden in den Hügeln von einer steilen Strasse überrascht. Wir hatten von
diesem Teil die Steigungsdaten nicht so genau angeschaut ;-)
Also probierten wir die gut 10%ige Steigung fahrend zu
meistern, musste aber realtiv schnell feststellen, dass es effizienter ist
unser Pino zu stossen. So konnten wir ohne grössere Pausen die rund 100
Höhenmeter Steilstrecke absolvieren. Wir lernen daraus, dass für uns nicht die
Höhenmeter an sich sondern die Steilheit das Problem ist. Oben angekommen
intensivierten wir die Suche nach einem Übernachtungsplatz wurden aber nicht
wirklich fündig. Und mit der letzten nicht ganz so erholsamen Nacht im Kopf
fragten wir einen jungen Mann, welcher mit dem Esel auf dem Weg zur
Wasserstelle war, ob er einen Platz wisse wo wir problemlos zelten können.
Als er unserer Frage verstanden hatte musste er nicht lange
überlegen und lud und zu sich nach Hause ein. Wir könnten dort neben dem Haus
zelten. Wir warteten also wie abgemacht und als er mit dem Wasser zurückkam ritten
wir zusammen, auf unseren jeweiligen Eseln, ca. einen Kilometer zum Haus und
wurden da von seiner Mutter und Schwester empfangen. Mit dem Vater hatten wir
keinen Kontakt, er ist aber augenscheinlich von Alter und Gesundheit so stark
eingeschränkt, dass eine Mitarbeit auf dem Hof nicht mehr möglich ist. Da wir
nicht so viel miteinander sprechen konnten verständigten wir und viel mit
Händen und Füssen. Vom Zelten war schnell keine Rede mehr und es wurde für uns
Fladenbrot gebacken und zusammen mit Oliven konnten wir uns davon den Bauch
vollschlagen.
Vor dem Znacht wurde uns noch ein wenig gezeigt wie die
Familie lebt und dass sie neben vielen Olivenbäumen (laut ihren Angaben für die
Pharmaindustrie) auch Pinienkerne ernten welche sie dann verkaufen. Ausserdem halten
sie unter anderem Hühner, für den Transport stehen zwei Esel bereit und für die
Bewachung des Hofs sind vier Hunde zuständig.
Speziell die Mutter hatte eine riesen Freude an uns und daher
wurde Ziska, als wir schon fast im Bett lagen, gefragt ob sie gerne Hennakunst
an ihrer Hand möchte. Nach der positiven Antwort wurde alles organisiert und
die Schwester von Mouldi packte Ziskas Hand in Henna. Die «Farbe» wirkte dann
über Nacht ein. Am frühen Morgen wurden wir vom Güggel geweckt und standen vor
Sonnenaufgang auf. Nach einem Zmorge aus Kaffee, Datteln und Waffeln machten
wir uns auf zurück zur Strasse und hinunter nach El-Arroussa. Vorher durfte
aber ein Gruppenfoto nicht fehlen.
Mouldi begleitete uns zur Strasse weil er so oder so auf dem
Weg nach Tunis war um seiner Arbeit dort nachzugehen. Als wir uns verabschiedeten
zeigte er uns eine ins deutsche übersetzte Nachricht auf seinem Natel in
welcher er uns bat ihm zu helfen eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz zu
bekommen um in der Schweiz zu arbeiten. Schon am Vorabend hatte er
entsprechenden Bemerkungen gemacht und erzählt er habe auf TikTok so viel gutes
über die Schweiz gesehen und es gäbe ja so viel Geld, grosse Kühe und viel mehr
Regen in der Schweiz. Er bat uns unsere Antwort auch in Deutsch zu verfassen,
er werde es dann übersetzen.
Wir mussten ihm eine Absage erteilen, da wir selber erstens
keine Ahnung haben von den Visa- und Arbeitsregelungen für Ausländer in der
Schweiz und weil wir dann doch der Meinung waren, dass er vermutlich in
Tunesien besser für die Familie sorgen kann als von der Schweiz aus. Ausserdem
probierten wir ihm aufzuzeigen, dass die Bilder die er online von der Schweiz
sieht nur das allerbeste sind und das es in Europa auch sehr viel schlechtes
gibt. (Ausbeutung, zwar höhere Löhne aber auch hohe Kosten, …) Diese Bitte hinterliess
bei uns ein Gefühl der Hilflosigkeit. Auf den weiteren Kilometern regte es
zwischen uns ein Gespräch über die Unfairheiten auf der Welt und über das Glück
an mit welchem wir gesegnet sind, «nur» weil wir an einem wohlhabenderen Ort
geboren wurden und uns die Welt in Sachen Reisen offensteht und es mit dem
Schweizer Einkommen fast überall billiger ist auf reisen zu gehen als in
unserer eigenen Heimat.
Nach El-Aroussa folgten wir der Strasse in Richtung Siliana
wobei wir gut 10 Kilometer vor Siliana links abbogen und auf einer kleinen
Strasse Richtung Bargou fuhren. In einem kleinen Dorf kauften wir nochmals
Trinkwasser und fanden kurz vor dem höchsten Punkt nach langem Suchen einen
Platz für die Siesta. Das Land wir hauptsächlich für Ackerbau genutzt und es
sind nur wenige schattenspendene Bäume vorhanden. Daher entschieden wir nach
einem etwas späteren Mittagessen und einer ausgedehnten Siesta zu bleiben und
die Nacht dort zu verbringen.
Auch wenn der Übernachtungsplatz eher improvisiert war, konnten
wir gut schlafen. Standen aber früh auf. Morgens um halb sieben hüpften wir mit
dem Pino über die nicht mehr ganz so intakte Fahrbahn nach Bargou. In Bargou
war unser Ort um diverses zu erledigen: Lebensmittel und Benzin für den Kocher
einkaufen. Wobei, bei den Lebensmittel die Auswahl sehr begrenzt ist. Aktuell
ist in den Läden z.B. kein Gemüse auffindbar, dies gibt es wohl in den eigenen
Gärten. Als wir alles geladen haben, nahmen wir das nächste Pässchen in Angriff.
Wir freuen uns über die nun wieder stärkere Vegetation und machten bei einem Feigenbaum
kurz Rast um zu merken, dass die Baguettes, die wir beim Bäcker nach gefühlt
ewigem Anstehen, unglaublich trocken waren. Das gibt dann wohl mit den Eiern zusammen
wohl besser Vogelheu.
Wir pedalen hinten um den Jebel Bargou und vorbei an
diversen Obstbäumen und finden unter einer Gruppe Pinien unsere Siesta.
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