Montag, 30. Oktober 2023

Heimreise

Um den Mittag des 26. Oktobers packten wir wieder unser Zeugs und beluden unser Pino. Nach einer weiteren spannenden Fahrt durch die Stadt erreichten wir nördlich des Lac de Tunis eine der grösseren Strassen welche uns ziemlich ohne weiteres Navigieren an den Hafen brachte (übrigens inkl. Velo-Streifen, welcher jeweils bei jeder Querstrasse wieder unterbrochen wurde). Aber bevor wir in das Terminal gingen verprassten wir noch die letzten Dinars und verwandelten sie in Essen. Die allerletzten Dinar erhielt die Putzfrau des Ladens, welche sich schon bei unserer Ankunft riesig freute und uns zu textete. Es folgte eine kurze Konversation. Sie auf Arabisch und wir auf deutsch und natürlich auf beiden Seiten wildes gestikulieren. Wir verstanden uns gut wie nicht, aber diese Begegnung war einmal schön.

Auffallend, aber nicht überraschend sahen wir rund um den Hafen schon viele Europäer mit ihren Gefährten. Von Tourentöff bis zum 3-Achsigen Lastwagenwohnmobil war alles mit dabei.

Da wir bei der Ankunft in Tunis als Fussgänger behandelt worden waren, rollten wir für die Abreise auch ins Fussgängerterminal und erledigten dort den ersten bürokratischen Schritt für die Ausreise. Danach ging die lange Warterei los. Auf unserem Ticket stand, dass zwischen 14:00 und 19:00 das CheckIn offen sei, da wir nicht wussten, ob das tunesische oder europäische Zeit sein soll trafen wir um ca. 15:30 vor Ort ein. Wir hätten aber auch problemlos um 18:55 dort sein können. Denn bis nach 19:00 passierte nichts. Wir warteten und konnten aus dem Terminal heraus zuschauen: Zuerst die Einfahrt der Fähre, danach das Ausladen und später das Einladen.

"unsere" Splendid

 
das schönste der überladenen Autos

Bei der Passkontrolle gab es den Ausreisestempel und beim Zoll mussten wir einige wenige Fragen beantworten. Danach musste alles Gepäck durch einen Scanner. Da das Pino aber zu gross für den vorhandenen Scanner war, wurde Chregu zur "Einreise" geführt. Dort wurde unser Gefährt durch den gleichen Scanner bearbeitet, wie drei Wochen zuvor. Ziska hatte das zuerst nicht mitbekommen, da sie beschäftigt war, möglichst schnell das Förderband mit all unseren Saggoschen zu räumen. Chregu und das Pino waren plötzlich weg. Die Einreise und die Ausreise waren zwar blickdicht aber nicht schalldicht getrennt. Daher konnte sie dank der schleifenden vorderen Bremsscheibe mitverfolgen und sich ausmalen wo die beiden geraden sind.

Danach ging es die Rampe runter zum Schiff. Dort wurden wir dann kurzzeitig als Töff behandelt und mussten uns zu den Fahrzeugen einreihen. Auf der Schiffsrampe wurden wir zur Fussgängerkontrolle geführt um dort als Velo und somit als Fahrzeug behandelt zu werden. Nebenbei erkannten uns zwei Männer der Crew wieder und nach eine paar Worten Smalltalk war noch ein Foto fällig. Sie waren schon bei unserer Reise in die anderen Richtung mit dabei. Wir parkierten unser Göppel wieder am gleichen Ort im Schiff und machten uns auf den Weg in unsere Kabine. 

Da bei der Buchung die Suiten nur wenig teurer waren als die 4-Bett-Innenkabinen hatten wir uns das geleistet und waren dann vor Ort sehr erfreut zu realisieren, dass wir aus unserem Fenster direkt nach vorne schauen konnten und somit fast die gleiche Aussicht wie von der Käpitäns-Brücke hatten.

die Suite

Zurück auf dem Aussendeck wurden wir von einem Tunesier angesprochen, welcher seit rund 10 Jahren in Deutschland lebt. Wir quatschten so intensiv, dass wir schon auf dem offenen Meer waren, als wir uns in die Kabine zurückzogen. Die Nacht war recht schaukelig, aber hinderte uns nicht am Schlaf. Wir gingen davon aus, dass wir uns am folgenden Tag wieder sehen werden, aber irgendwie war das Schiff doch grösser als gedacht. Umso grösser die Freude, als wir uns beim Einfahren in Genua doch noch mal sahen und uns amüsieren konnten, dass wir doch tatsächlich tunesisches Wasser importieren werden.

Während dem Tag auf See wurden wir von einem Bayern wieder erkannt, mit welchem wir schon auf der Hinfahrt gesprochen hatten. Er hat zufällig die Hin- und Rückfahrt gleich wie wir gebucht. Mit seinem selbstgebauten Expeditionsmobil erkundet er mit seiner Frau immer wieder andere Ecken der Welt. Schön, dass wir auch bei dieser Wohngemeinschaft auf Zeit für rund 35h auf so tolle Mitbewohner zählen durften und Erlebnisse austauschen konnten.

Der Tag auf See war ruhiger. Dies lag wohl auch am Wellenschatten von Sardinen und Korsika (Westwind) und weil langsamer gefahren wurde, als normal. Das reduzierte Tempo aufgrund des Wellengangs hatte zur Folge, dass schon am Morgen informiert wurde, dass wir Genua erst am frühen Morgen vom 28.10 erreichen werden (anstatt mitten in der Nacht vom 27. auf den 28.10,). Das war eigentlich ganz gut, denn mit einer Ankunft um ca. Mitternacht hätte es eine sehr kurze Nacht gegeben. Aber dafür war das schon bezahlte Hotel in Genua unnötig.

Auf jeden Fall war die zweite Nacht auf dem Schiff dann recht wellig und wir wurden auch im Bett ordentlich durchgeschüttelt. So war es nicht so sehr erholsam aber umso spannender zwischendurch die Wellen im Mondschein aus dem Fenster zu beobachten.

super Sonnenuntergang auf Deck

Nach der Ankunft, dem Ausschiffen und der Passkontrolle in Genua pedalten wir zum gebuchten Hotel um wenigstens das Frühstücksbuffet noch zu geniessen, inkl. innerliches schwanken der nicht mehr vorhanden Wellen.

Nach einem kurzen Bummel durch die Altstadt suchten wir uns den Weg durch den Bahnhof Piazza Principe und halbierten das Pino auf dem vollen Perron. Da wir nicht herausfinden konnten wo welcher Wagen zu stehen kommen sollte, mussten wir spekulieren. Wir lagen zwar nicht völlig falsch, aber auch nicht richtig und somit mussten wir dann das geteilte Pino und alle Taschen möglichst rasch zu den richtigen Türen und in den Zug bugsieren. 

Pino im italienischen IC

Im Mailand angekommen hatten wir dann genügend Zeit, alles wieder zusammenzustellen und auf den Regioexpress in die Schweiz zu gehen. Mit Zwischenhalt in Chiasso (Hinterlegung GA anpassen) und Bellinzona erreichten wir Göschenen wo wir ein Hotel gebucht hatten. Nach einem super Znacht in der Beiz, einer erholsamen Nacht und einer super Zmorge im Hotel konnten wir die Haupstrasse nach Amsteg runterröllelen. Da starker Föhn blies, regnete es in Göschenen noch ganz leicht aber schon in Wassen war es trocken. Im Urner Talboden angekommen konnten wir dann der Reuss entlang "segeln" und waren ratzfatz in Flüelen wo wir auf das Schiff nach Luzern warteten.

Teufelsstein

Unterwegs bemerkten wir, dass die Fährfahrt auf dem Mittelmeer längere Auswirkungen hatte als erwartet. Unsere Körper hatten auch in Göschenen noch nicht ganz gemerkt, dass wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten. So tauchte immer wieder das Gefühl von Schaukeln auf. Chregu kannte das Gefühl von längeren Zugfahrten aber nicht von Schiffspassagen. Wir hatten die Fahrt über den Vierwaldstättersee schon länger geplant und mussten beim Warten nun etwas schmunzeln. Wie werden wir diesmal reagieren?

Die Besatzung hatte an den Anlegestellen im Urnersee mit dem Wind zu kämpfen und da wir per Zufall den richtigen Platz erwischt hatten, konnten wir dem Schauspiel der fliegenden Seil und den quitschenden Poller zusehen. Besonders das Anlegemanöver im Föhnhafen von Brunnen war spannend, da es sogar noch einen zweiten Anlauf brauchte. Da die Windböen immer wieder die Richtung wechselten, war dieses Manöver besonders anspruchsvoll. Weiter in Richtung Luzern war es ruhig und so erreichten wir ohne weitere Probleme die Stadt.

immer wieder schön: eine Schiffahrt auf dem Vierwaldstättersee

Via Emmenbrücke, Neuenkirch und Nottwil pedalten wir nach Hause, wo wir im letzten Tageslicht ankamen. 

So kamen wir nach einer sehr schönen und spannenden Reise langsam nach Hause und konnten uns wieder etwas an das schweizer Leben gewöhnen. Jetzt geht es ans putzen, waschen, reparieren und versorgen der Ausrüstung. Es wird sie bestimmt wieder brauchen, irgendwann.

Aber so richtig zu Ende sind die Ferien erst, wenn wir wie geplant am Donnerstag wieder arbeiten gehen.

Freitag, 27. Oktober 2023

à la tunesienne

Unterdessen sind wir wieder auf der Fähre und unterwegs nach Genau. Wir haben im Verlauf der Reise Sachen festgestellt und erlebt welche nicht so richtig in die «normalen» Einträge passten. 

Diese Erfahrungen oder Erkenntnisse möchten wir hier, teilweise mit einem Schuss Sarkasmus,  auflisten:

Hunde:

  • Hunde sind oft in Rudel von mind. 5 Stück unterwegs (es gibt somit nicht den Hofhund, sondern gleich ein Rudel Hofhunde)

  • In der Nacht hört man immer irgendwo Hunde bellen. Übernachtungen ohne Hundegebell sind suspekt.

  • Hunde am Strassenrand haben häufig mehr Angst von uns als wir von ihnen. (Oder liegen einfach nur faul rum)

  • Wenn sie dann doch einmal durchstarten und uns jagen, erhalten wir dadurch Superkräfte und sind plötzlich einiges schneller unterwegs.

  • Wenn man aus voller Kehle die Hunde anschreit, kurz bevor sie einem anbellen und jagen möchten, verlieren sie kurz das Konzept und verschafft für paar Sekunden Fluchtvorteil.


Verkehr:

  • Spannsets müssen krasse Mangelware sein. Z.b. für einen ganzen Lastwagen mit Zementsäcken reicht ein Set über den hintersten Stapel völlig aus.

  • Viele Ladungen sind äusserst effizient, aus europäischer Sicht massiv überladen. Uns zauberten sie regelmässig ein Lachen ins Gesicht. Wären wir doch jeweils auch gerne so unterwegs.

  • Tunesische Töffs haben kein Licht und deren Fahrer tragen keinen Helm. Töffs mit Licht und Helm sind fast immer Westler.

  • Autos werden so lange gefahren wie es geht nicht bis sie nicht mehr «gestellt» werden können. Kein Problem ob Teile fehlen, die Tür zugebunden werden muss oder der Motor nicht mehr so klingt wie er sollte. Hauptsache es fährt noch.

  • Der Verkehr in den Städten ist ein funktionierendes Chaos. Die Verkehrsregeln werden nur als Empfehlungen angeschaut aber dafür viel mehr auf die anderen Verkehrsteilnehmer geachtet.

  • Parkieren kann man überall wo es Platz hat. Z.b. im Kreisel, in zweiter Reihe, auf der Kreuzung, …

  • Die Farbe der Randsteine zeigen wo man parkieren darf und wo nicht. Rot/Weiss für Parkverbot, Blau/Weiss für Parkplatz. Eingehalten wird das aber natürlich nicht.

  • Wenn es vor einem Supermarkt Parkplätze hat, werden sie nur wenig genutzt, da man von parkierenden Autos am Strassenrand eingesperrt werden könnte.


À la Tunesienne:

  • Die Tunesier zeigten uns immer wieder, dass sie Freude haben, dass wir ihr Land bereisten. Wir wurden freudig angehupt, Ziska hatte als PR-Abteilung viel zu tun mit zurückwinken. Wir sahen viele «Daumen hoch» und durften das eine oder andere Mal am Strassenrand für ein Foto oder Selfie posieren.

  • Backsteine werden nicht nur in den Wänden verbaut sondern auch in den Böden. Wie auch immer man mit Backsteinen und 3-4cm Beton einen tragenden Boden bauen kann.

  • Viele Gebäude sind nicht fertig. Meist wird unten gewohnt und gearbeitet und oben ist eine (ruhende) Baustelle. Es gibt aber auch die umgedrehte Version wo zuoberst gewohnt wird und unten der Rohbau leer steht.

  • Wenn in einer Stadt die Autogaragen auftauchen, ist die Stadt bald zu Ende.

  • Taxis in der Stadt sind ganz gelb.

  • Louages (Sammeltaxis) sind weiss mit einem farbigen Längsstreifen, welcher die Fahrdistanz angibt. Z.B. Gelb für den Nahverkehr von den Zentren in die Dörfer, blau für Regionalverkehr zwischen den Zentren und rot für den Fernverkehr zwischen den grossen Städten.

  • wichtigste arabische Wörter: «Mä» = Wasser, «misch harr» = nicht scharf, «SchoKra» = Merci, «Selem» = Grüezi, «Bachir» = Guten Morgen, «MaRachBe» = Ade, «SaHa» = ich bin voll/war gut.

  • In den meisten Cafés sitzen nur Männer.

  • Den überall verteilten Güsel werden wir nicht vermissen.



Landwirtschaft:

  • Olivenbäume stehen in grosser Zahl im ganzen Land (Ziska hofft, dass keine Krankheit oder Schädling vorbei kommt)

  • Regen wird seeehnlichst vermisst und könnte die Olivenernte vermiesen.


Verpflegung und Einkaufen:

  • Vorsicht beim Einkaufen: vermeintliche Pelatibüchsen könnte auch Harissa sein (die super scharfe Chilipaste)

  • In kleinen Strassenrand-Lädeli ist das Einkaufen viel entspannter, aber das Sortiment oft sehr bescheiden.

  • Folgende Lebensmittel gibt es an jeder Ecke und in jedem noch so kleinen Dörfli zu kaufen: Wasser, Couscous, Pasta, Harissa, Thon, Sardellen, Guetzli

  • Verschiebe einen Einkauf nie auf später, es kann sein, dass kurze Zeit später der Laden geschlossen ist oder die Ware ausverkauft ist.

  • Unser Menüplan: Pasta, Pasta, Couscous, Couscous, Pasta, Couscous, Couscous, Pasta, Kartoffeln, Pasta, Couscous, Couscous, Pasta, Couscous, Couscous, Linsen, Pasta, Couscous, ...... Wobei Pasta und Couscous beides aus Hartweizengries besteht, trotz einseitiger Ernährung funktionierte die Verdauung erstaunlich gut.

  • Pastasaucen-Alternativen, wenn man nichts anderes kaufen kann: Knobli und Öl,

  • oder Knobli und Tomatenpüree mit etwas Wasser

  • Gemäss Pasta Packung kochen Tunesier die Pasta 1min länger als Italiener.

  • «misch harr» (nicht scharf) ist das wichtigste Wort beim bestellen einer fertigen Mahlzeit.

  • Während 3 Wochen verbrauchten wir 169 Liter Wasser (Trinkwasser, Kochen, Gemüse reinigen, Abwaschen, Katzenwäsche) 

  • Steuerrad-Brot ist zwar teuer, aber besser und länger haltbar

  • Importware ist super teuer, mind. Faktor 3

  • Joghurts sind immer farblos, auch mit Aroma

  • Gemüseregale im Supermarkt erinnern uns an «Unique» oder Foodsafe-Gemüse…wir würden uns diesen Umgang auch zu Hause wünschen.



Ausrüstung:

  • Wenn ein Natel eine 3.5mm-Kopfhörerbuchse hat, dann funktionieren USB-C Kopfhörer nicht.

  • Wenn von einem Natel eine Version mit integriertem Funkgerät existiert, kann das zu Fragen bei der Einreise führen.

  • Man kann mit dem Schnoozel (Aufblassack) von Exped auch SeaToSummit-Mättli aufblasen.

  • Campingklappstühle (à la Helinox) sind eine unverzichtbare Alterserscheinung.

  • 3 Wochen schönes Wetter hinterlassen Sonnen/Schattenspuren der Teva-Sandalen auf den Füssen.

  • Unverzichtbares Multitool Nr 1: WC-Papier (wurde am Schluss knapp)

  • Unverzichtbares Multitool Nr 2: Gschirrtüächli

Pino:
  • Wenn man von der Fährcrew beim Einschiffen für die Heimreise wiedererkannt wird und das Velo sogar fotografiert , ist es wohl wirklich selten, dass ein solches Gefährt transportiert wird.

  • Daher ist beim Einschiffen nicht ganz klar, wie ein solches Ding abgefertigt werden soll. Ein hin und her zwischen Fussgänger und Motorfahrzeuge ist normal.

  • Mit Reisebepackung können wir bis ca. 5% gut bergauffahren, wenn’s steiler wird, wird es schnell sehr viel anstrengender.

  • Nach 7000km ächzt die vordere Bremsscheibe ihren letzten Stunden entgegen (kein Sicherheitsrisiko, aber etwas strenger zum fahren, da die Scheibe verbogen ist immer wieder an den Belägen schleift)


Mittwoch, 25. Oktober 2023

Letzte Tage in Tunesien

Die 170 Höhenmeter und die bis zu ca. 15%ige Steigung ab Korbus meistern wir früh morgens zu unserem erstaunen relativ problemlos und kamen mit einer Pause in der Mitte aus. Da so früh am morgen lediglich 4 Autos die Strecke passierten, konnten wir zum hinauskeuchen mehr Platz einnehmen und mit Schlangenlinien die Steigung abschwächen. Dies ermöglichte uns, dass wir den ganzen Pass fahrend bezwingen konnten. Zu unserer grossen Erleichterung waren auch die Hunde vom Vortag nicht in Aktion.

tunesischer 'Betondeckel'

So kurbelten wir weiter Richtung Soliman. Chregu hätte gerne wieder gezeltet. Ziska hoffte auf eine Unterkunft. In den Vororten vor Tunis scheint die Lage an Unterkünften äussert rar. Wir finden zwar einige, aber diese können nicht kontaktiert werden und zum einfach kurz vorbeifahren, sind sie zu weit weg. Wir fuhren aus Soliman und die Stimmung war nicht wahnsinnig. In Samech entschieden wir uns in einem Dorfladen zu fragen, wo wir offiziell Zelten könnten. Der Verkäufer verwies uns an einen Ort ca. 10 Kilometer in die falsche Richtung. Also fuhren weiter durchs Dorf und entschieden uns am Dorfausgang einen Metallbauer anzusprechen. Wir hatten zwar einige Verständigungsprobleme, aber wir wurden dann an einen akzeptablem Platz geführt. Später kam dann der «aufgebotene» Sohn vorbei welcher Englisch spricht und lud uns mit Nachdruck ein bei ihnen zu Hause zu übernachten. Also durften wir einmal mehr die tunesische Gastfreundschaft geniessen. Wir konnten uns nach einem kurzen Zmittag ausruhen und am Abend wurden wir mit sehr sehr feinem Essen verwöhnt. Es gab Couscous, Poulet und Tajine (Auflauf aus Eiern, Fleisch, Kartoffeln). Da der Sohn mit einer in Deutschland wohnenden Griechin verheiratet ist wusste die Familie genau, dass wir dass Essen nur geniessen können, wenn es nicht tunesisch-scharf ist sondern europäisch-scharf. So hielten wir es in Sachen Schärfe gerade so aus. ;-)

tunesisches Znacht: sehr lecker

Nach einer erholsamen Nacht und einem weiterem sehr gutem Essen zum Zmorge rollten wir los in Richtung Oudna.

Lange haben wir dieses Ziel als «wenn wir noch Zeit haben» auf der Liste. Dies wäre aber ein grosser Fehler gewesen. Es handelt sich um die (teilweise wieder aufgebauten) Ruinen einer römischen Stadt. Diese Attraktion wurde in unserem Führer als unterschätzt beschrieben und dass man häufig fast alleine sei. Ausserdem wurde in einem Nebensatz erwähnt, man soll als Highlight die unterirdischen Gänge suchen. All dies bestätige sich. Betrieben und überwacht wird das ganze vom Staat selber, daher kostet es wie alle anderen ähnlichen Institutionen 8 TND.

wieder aufgebaute Säulen

Nach einer Fahrt über den grossen aber fast leeren Parkplatz parkierten wir unser Pino direkt vor dem Eingang des brandneuen und völlig überdimensionierten Empfangsgebäude. Darin mussten wir unsere Lenkertaschen durch den Scanner schicken (wie am Flughafen) und selber durch den Metalldetekor gehen. Das ganze ist aber eigentlich ziemlich lächerlich, denn das im Hosensack vergessene Münz schlug an, aber interessierte die Mitarbeiter nicht und wir wurden trotz Alarm ins Gebäude gelassen.

Aber schon nach der Fussgängerbrücke zum Amphitheater war es wieder 100% tunesisch. Man konnte sich überall frei bewegen. Es gibt wenig Geländer und die Infotafeln sind so ausgebleicht, dass man nichts mehr lesen kann, es gibt keine Wege zwischen den einzelnen Ruinen und die Schafe weiden zwischen all den römischen Steinen. So schlenderten wir durch das weitläufige Gelände und fanden die angesprochenen unterirdischen Gänge in der ehemaligen öffentlichen Therme der 10'000 Einwohnerstadt. Da es natürlich keine Beleuchtung gab, nervte sich Ziska anfänglich, dass sie keine neuen Batterien in ihrer Stirnlampe gelegt hat. Nach ablegen der Sonnenbrille, waren auf einen Schlag die Batterien «wieder» voll. (-:

Infotafel mit seeeehr viel Info

unterirdische Räume der Therme

Im ehemaligen Captiol/Forum der Stadt gibt es einen kleinen Ausstellungsraum unter anderem mit Bilder der Ausgrabungen und Renovationen der letzten rund 150 Jahren. Da sahen wir dann, dass z.b. vom Amphitheater ein grosser Teil wieder aufgebaut worden ist.

Vor dem 2. Weltkrieg hätten wir noch mehr im Original bestaunen können. Leider wurde in dieser Zeit die Anlage als Militärstützpunkt gebraucht. In einem Gebäude wurde Munition gelagert. Dieses wurde durch ein Bombenabwurf und die anschliessenden Explosionen der gelagerten Munition stark zerstört. Trotzdem sind die erstaunlichen Mauerdurchmesser und die z.T. trotz allem gut erhaltene Substanz sehenswert.

dicke Mauern

Nach dem Besuch rollten wir hinunter in die landwirtschaftlich genutzte Fläche. Mit wachsamen Augen nach einem geeigneten Zeltplatz. An einem Kanal fanden wir einen recht schönen Platz und so kochten wir dort unser Znacht und genossen den Abend. Als dann aber «Polizisten» in zivil auftauchten, welche unsere Pässe sehen wollten, fühlten wir uns nicht mehr sicher genug und suchten uns für die Nacht einen neuen Platz ein paar Kilometer weiter und verbrachten dort die Nacht unter freiem Himmel. Mit all unseren Reiseerfahrungen und unserer Menschenkenntnis kamen wir zum Schluss, dass es wohl Einheimische waren welche sich einen Spass erlaubten und uns von «ihrem» Platz verscheuchen wollten, wo sie ihren Feierabend verbringen.

Nach einer nicht so erholsamen und relativ kurzen Nacht brachen wir früh auf um in Richtung Tunis zu fahren. Schnell waren wir in der Agglo und so ging der Plan nochmals Eier zum Frühstück zu braten nicht auf. Es war einfach zuviel Betrieb für ein gemütliches Frühstück. So erreichten wir die Jugi in der Medina schon vor 9 Uhr. Wir wurden, wie schon beim ersten Mal, herzlich empfangen und konnten uns, trotz früher Ankunft, schon in unserem Zimmer einrichten.

Agglobewohner

Organic Maps als Navi im Getümmel von Tunis

Über die Medien und die Botschaften haben wir erfahren, dass in Tunis auf der Rue Habib vor einigen Tagen Demonstrationen stattfanden, wie in anderen Städten auf der Welt. Daher war unser Ziel diesen Stadtteil zu umfahren und von hinten an die Medina zu fahren.

Nach dem kurzen Schlendern in der Altstadt inkl. Zmittag geniessen wir nun die Ruhe in der Jugi und werden uns dann morgen auf den Weg an den Hafen machen. (weitere Route via Flughafen).

Sonntag, 22. Oktober 2023

Cap Bon

In Hammamet legten wir einen Pausentag ein. Lediglich für einen kurzen Abstecher verliessen wir unser tolles Hotel. Wir drehten in der Medina eine Runde und suchten am Strand den Geochache. Viel Zeit verbrachten wir damit Nachrichten zu schauen, die Berichte der Botschaften zu lesen und abzuwägen was die aktuelle Eskalation in Nahost nun für uns bedeutet. Wir kamen zum Schluss, dass wir nicht speziell unsicherer unterwegs sind, als in Europa und nahmen uns vor zusätzlich vorsichtig zu sein und die klassischen westlichen Touri-Spots zu meiden.
Medina Hammamet

Ausgang zum Meer

Am folgenden Tag legten wir dann einen doppelten Rekord hin: 75 gefahrene Tages-km und höchste Durchschnittsgeschwindigkeit 19.88km/h (dies Dank Rückenwind und flacher Strasse). In Kelibia steuerten wir die Jugendherberge an. GoogleLens bestätigte, dann dass wir richtig navigiert hatten. Arabisch können wir nicht lesen. Die Jugi war für uns ein Top-Fang: guter Pino-Parkplatz, 2 Better, eigenes Zimmer, kalte Dusche und WC und zum Abendessen kochen, konnten wir uns in ein paar Schritten ans Meer setzen. Mit Meeresrauschen in den Ohren durften wir einschlafen. In der Nacht genossen noch andere die Top-Lage: Konzert, Guggenmusig und sonstige Feste. Fröhliche Stimmung und bald schliefen wir wieder ein. Übrigens ganz neben bei bestätigte der Chef der Jugendherberge, dass es richtig sei, dass Ziska vorne und Chregu hinten auf dem Pino sitzt. Uuf, da haben wir Glück gehabt (-:.
ob die Migros Schweiz davon weiss?

klar ersichtlich: Jugi Kelibia


Am Folgetag rollten wir nach El Haouaria eigentlich mit dem Ziel die Grotten zu besuchten. Über der Kasse hing ein Schild in mehreren Sprachen: «geschlossen wegen Steinschlag». Kaum angekommen sagte uns ein Einheimischer, dass wir trotzdem reingehen können und das zahlen sollen, was wir möchten uns war das etwas zu suspekt und daher drehten wir um etwas weiter weg noch etwas die eher flache Felslandschaft direkt am Meer zu geniessen.

Dann ging es weiter der Küstenstrasse entlang nach Südwesten. Chregu hatte auf Googlemaps einen schönen Ort gefunden, wo wir Zelten können und so war es auch. Landschaftlich top, Hunde nur selten und wenig hörbar, «Güsel gäng, wie gäng».

Übernachtung am Meer

unser super Gefährt


Auf Cap Bon ist es verhältnismässig grün. Wir entdeckten folgende Kulturen: Kartoffeln, Tomaten, Chili, Schilf (für Sonnenschutz), Fenchel, Trauben, Erdnüssli. Immer wieder kreuzten uns vollgestopfte Lastwagen, bei welchen die Fenchel einzeln geladen wurden.
Einkaufen ist immer wieder spannend: manchmal stehen offene Milchpackungen im Regal, als ob es normal ist diese geöffnet zu kaufen. Oder ist es zusätzlich der private Kühlschrank der Besitzer? Ziska hätte dadurch fast ein Milchlache im Laden verursacht.

Fenchel, Fenchel, Fenchel


Heute hatten wir unsere liebe Mühe nur 1 Baguette zu kaufen. Diskussionen mit der Bäckerin, dass wir unbedingt 4 Baguette kaufen sollen, endeten letztendlich doch damit, dass wir nur ein Baguette kaufen konnten, aber die Bäckerin etwas eingeschnappt war, weil sie meinte, sie backe nicht gut. Argumente, dass wir nur zu zweit und auf dem Fahrrad unterwegs sind, zählten irgendwie nicht.

Auf dem Weg nach Korbus wurden wir von einer Frau auf deutsch gegrüsst. Wir brauchten einen Moment, bis wir dies realisierten, aber drehten um und wurden eingeladen mit ihnen zu picknicken. Die drei Frauen waren gemeinsam auf einem Ausflug (eine Tunesierin, welche deutsch konnte plus ihre tunesische Verwandte und ihre deutsche Kollegin). Gerne wären wir der Einladung gefolgt und hätten bei der einen in Tunis übernachtet. Leider traten aber sie und ihre deutsche Kollegin vorher den Rückflug nach Deutschland an. Einmal mehr eine super schöne Begegnung.

Nun sind wir im landschaftlich schönem Korbus angekommen, ein Ausflugsziel mehrheitlich für einheimische. «das Städtchen hat ein bisschen Charme eingebüsst», ist aus unserer Perspektive untertrieben. Viele Gebäude sind verwahrlost. Zudem ist die Strasse in Richtung Süden der Küste entlang wohl seit längerem nicht mehr in Betrieb und es wird à la Tunesienne eine neue gebaut, Fertigstellung unklar. Die einzige Haarnadel-Kurve des Dorfes lädt Töff-Freudige ein, die Töffs mit allen Sinnen zu zeigen. Wir hätten uns eigentlich aufs Hotel du Therme gefreut, auch wenn dort nur kaltes Wasser vorhanden gewesen wäre. Leider war dies aber geschlossen. Nun haben wir für 100 Dinar eine Terrasse für unser Pino gemietet, mit etwas warm Wasser zum duschen für uns. Der Rest der Wohnung ist eher desolat, nerven tun wir uns aber eher, dass wir die Wohnung überzahlt haben, wir Anfänger. Die heissen Quellen reizen nach wie vor und mindestens Chregu wird es morgen früh auch noch ausprobieren. Danach geht es die steile Strasse wieder hoch um weiter in Richtung Tunis zu reisen.

improvisiertes Candlelight-Dinner


Quelle von Ain Atrous

Donnerstag, 19. Oktober 2023

Zurück ans Meer

Nach der Siesta vom letzten Blogeintrag fuhren wir einmal mehr nicht mehr weiter und stellten unser Zelt gut vor Blicken der Strasse geschützt auf. Das in der Nacht irgendwo Hundegebell zu hören ist, ist für uns unterdessen normal, aber das ein Hund bis auf ca. 30m an unser Zelt kommt und minutenlang vor sich hin bellt, haben wir noch nicht erlebt. (Der nächste Hof war doch einigermassen weit weg). Entgegen unserer Erwartung kommt er aber nicht näher und verschwindet dann doch wieder. So konnten wir mehr oder weniger beruhigt weiterschlafen.

Am Morgen vom 16.10. rollten wir weiter durch die relativ bewachsene und hügelige Landschaft. Via die kleine RR171 erreichten wie die RR46 welche uns via Oum El Abouab nach Sidi Aouidette führte. Um möglichst von der Kühle des Morgens zu profitieren, starteten wir jeweils früh und fuhren vor dem Zmorge schon einige Kilometer. So kochten wir heute das Vogelheu nach dem ersten grösseren Anstieg im Schatten einige dutzend Meter von der Strasse entfernt.

Vogelheu

Auf der Route National 4 (RN4) angekommen profitierten wir von feinem Asphalt, wenig Verkehr und zwei Spuren pro Richtung. Somit hatten wir in den meisten Fällen die rechte Spur für uns und konnten gemütlich in Richtung El-Fahs fahren. Vielen Dank an all den Tunesieren, welche äusserst vorbildlich äusserst konsequent Fahrgemeinschaften bilden. Dies ist aber wohl auch der wirtschaftlichen Situation geschuldet.

Da wir im Voraus das Potential für Wildcamping-Plätze auf dem Satellitenbild auskundschaftet hatten, schauten wir an diesem Tag schon früh für einen Zeltplatz, welchen wir in der Nähe der Barrage el Kebir auch fanden. Der Platz erfüllte unsere Minimumkriterien: Schatten, einigermassen eben, möglichst nicht sichtbar von der Strasse und weiter Weg von einem Hof. Und in diesem Fall gab es noch das Supplement von wenig Hundegebell. Dies ist aber jeweils erst beim Eindunkeln beurteilbar. Die Hunde liegen tagsüber meist nur im Schatten und erst bei unmittelbarer Gefahr jucken sie auf um ihr Revier zu verteidigen. In der Nacht ist dann der Bewachungsradius einiges Grösser und oft auch über mehrere hundert Meter.

schöner einsamer Zeltplatz

Am Morgen vom 17.10 konnten wir die gemachten Höhenmeter vom Vortag sehr gut in Kilometer umsetzen und erreichten recht schnell El-Fahs. Da wir lieber in den kleinen Dörfer einkaufen und an diesem Abend so oder so ein Hotel anpeilten, konnten wir uns ohne Besorgungen zu erledigen durch das Gewusel des Zentrums schlängeln und El-Fahs hinter uns lassen. Bei solchen Fahrten in der Stadt bemerken wir immer wieder, wie super unser Fahrzeug ist. Chregu kann sich auf dem Verkehr konzentrieren und Ziska kann die Geschäfte und Leute (und Pflanzen) optisch abklappern um das nötige zu sehen. z.B. Qualität der Einkaufsmöglichkeiten.

Eselparkplatz in der Strassenmitte

Hier noch ein Exkurs zu den Bäckereien: In Tunesien werden anscheinend meist Baguette gegessen und da diese gefühlt zwischen einigen Minuten bis maximal wenigen Stunden wirklich gut geniessbar sind, wird den ganzen Tag gebacken. Das Mehl ist subventioniert und somit kostet ein Baguette zwischen 250 bis 400 Millimes (ca. 7-11 Rappen). Daher kaufen die Tunesier die Brote meist nicht einzeln sondern ab fünf Stück und packen sie in einen Plastiksack für den Transport nach Hause. Und da das mehrmals am Tag passiert laufen und fahren in der Nähe von Bäckereien immer viele Leute mit Baguettes herum. Über die Dichte der transportierten Brote entlang der Strasse können wir dann bestimmen, dass es eine Bäckerei in der Nähe hat und über die Richtung sehen ob wir schon daran vorbei sind oder nicht. Die genaue Bestimmung läuft dann über die vielen eher wild parkierten Autos am Strassenrand oder über die Warteschlange welche teilweise recht lang sein kann. Das oft vorhandene Schild «Boulangerie» über dem Eingang ist dann nur noch die Bestätigung…

Tunesien verfügt über keine offiziellen Campingplätze mit Dusche und WC, man darf aber so gut wie überall für eine Nacht das Zelt aufschlagen. Von dem machten wir in den vergangenen Tagen oft Gebrauch. Im städtischen Umfeld suchen wir lieber Unterkünfte auf. Mit der Ankunft in Zaghuan landen wir in einer völlig anderen Welt. Ein günstigeres Hotel bzw. einfacher Ausbaustandart hätte es auch getan, aber Hauptsache Bett, Dusche und Waschmöglichkeit und einen sicheren Platz für unser Velo. Die Frau am Empfang erzählt uns, dass hier alles typisch tunesisch sei. Wir fühlten uns trotzdem wie in einem anderen Land angekommen zu sein. Viele Dinge zeigen sich für uns völlig surreal. Ausserhalb des Areals warten die Landwirte sehnlichst auf Wasser und «trocken» ist nur der Vorname. In der Hotelanlage, hatte es ein Wasserspiel und der Rasen wurde regelmässig bewässert. Dazu die Grösse des Zimmers. Wir hätten ein einfaches Zimmer für zwei Personen benötigt. Vorgefunden haben wir eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Terrasse… So verliessen wir am Nachmittag nochmals das Hotel um die Umgebung zu erkunden. Als Hauptausflugsziel fuhren wir zum Wassertempel welcher der Startort einer römischen Wasserleitung nach Karthago war (55km entfernt). Auch heute wird die Wasserleitung noch immer benutzt und speist nun Tunis. Einzig dort wo die Römer das Wasser über Aquädukte leiteten wurde sie auch in den Boden verlegt.

Wassertempel

Znacht assen wir bescheiden ein Baguette mit Käse auf unserer Terrasse. Das wirklich sehr gute Zmorge war inbegriffen und so genossen wir auch diese Annehmlichkeit und rollten dafür im Vergleich zu den vorherigen Tagen erst recht spät los.

Zmorge im Dar Zaghouan

Als erstes Ziel am 18.10. hatten wir Zriba Olia ausgewählt. Ein verlassenes Berberdorf in den Bergen «bei» Zaghouan. Dazu mussten wir zuerst durch die Innenstadt und reihten uns somit in die Autoschlange ein um durch das Zentrum zu kommen. Irgendwann war es dann aber nicht mehr stockender sondern stehender Verkehr und wurde bald zu wendendem Verkehr. Auch ein Linienbus wendete so kompliziert, dass wir sicher waren, dass die Strasse durch irgendetwas blockiert war. Wir vermuteten, dass es wohl einen grösseren Unfall oder eine Demonstration gibt. Wir machten es also den Tunesiern gleich und kehrten um. Via die Umfahrungsstrasse gelangten wir auf die gewünschte Strasse in Richtung Zriba und so erreichten wir nach einem Bäckereistopp (für einmal gab es sogar Pain au Chocolat) den letzten steilen Anstieg zum Berberdorf. Wir hatten digital auskundschaftet und gingen davon aus, dass wir das Pino schieben müssen. Vor Ort lief es dann besser als gedacht und wir konnten zwei Drittel der Steilstrecke fahrend bewältigen. Wegen dieser Steigung hatten wir im Voraus lange überlegt ob wir den Abstecher machen sollen oder nicht. Als wir dann aber unsere Runde durch die Ruinen des Dorfes machten, waren wir sehr schnell der Meinung, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Wir genossen es ohne weitere Besucher (Nebensaison und unter der Woche) die mehr oder weniger intakten Häuser zu erkunden und die umliegenden Felsformationen zu geniessen. Wie jemand in den Google Rezensionen geschrieben hat: Ein Ort welcher man nicht verpassen sollte! (Trotz bellenden Hunden beim Nadelöhr, vielleicht ging es auch daher so einfach die steile Stasse hoch zu kurbeln (-;)

sehr spannender Ausflug nach Zriba Olia

Wieder zurück auf unserem Weg nach Hammamet und einem weiteren Bäckereistopp (diesmal so etwas wie Cremeschnitten) fuhren wir durch die unterdessen drückende Hitze und erreichten ziemlich auf dem Zmittag Buoachir. Bei einem der vielen kleinen Läden hielten wir an, um unser Wasservorrat wieder auf die «Normalmenge» von 9.5 Liter zu füllen. Während wir das gekaufte Wasser in unsere Flaschen umfüllen (Hahnenwasser ist nicht immer super und das gekaufte ist sehr billig für uns), sehen wir dass die Frau hinter dem Tresen auch Essen in Form von gefüllten Omletten verkauft. Ziska bestellte zwei davon mit wenigen Wörtern auf arabisch und mit regen gestikulierenden Austausch mit der Chefin (französisch kann in den grösseren Städten hilfreich sein, aber hauptsächlich wird arabisch gesprochen). Diesmal wir das «Misch harr» (nicht scharf) perfekt umgesetzt und nur ganz wenig von der scharfen Harrissa-Sauce hinzugefügt. Unterdessen sind die vier Kinder der Chefin aufgetaucht und bewunderten unser Pino. Wir vermuten sie wären auch eine Proberunde mitgefahren, aber damit fingen wir nicht an, so sonst wäre Chregu wohl den ganzen Nachmittag mit Dorfrunden beschäftigt gewesen.

typischer Laden am Strassenrand inkl. Sandwich

einmal mehr: Wasser umschütten

Weiter gings in Richtung Meer und der dort verlaufenden Hauptstrasse nach Hammamet. Unterwegs sahen wir von weitem zwei Motorräder mit Licht und Helm. Somit war schnell klar, dass es sich um Europäer handelt (Tunesier tragen in der Regel kein Helm und Licht ist auch in der Nacht keine Selbstverständlichkeit.). Beim näherkommen sahen wir eine graue und eine rote Maschine. Nach dem Kreuzen der Rückblick auf das Nummernschild: «D». Und schon leuchteten ihre Bremslichter auf. Alle drei Fahrzeuge drehen um und wir peilen den nächsten Schatten an: Wir hatten tatsächlich ohne abzumachen die beiden Deutschen wiedergetroffen, welche wir in der Warteschlange beim Einschiffen in Genua kennengelernt hatten. Was für ein Zufall.

Wir tauschten uns also auf dem Seitenstreifen, über unsere bereisten Gebiete und die gemachten Erfahrungen aus und besprachen unsere weiteren Pläne. Die Erfahrungen bei der Einreise waren offensichtlich ziemlich unterschiedlich. Auch wenn wir gleichzeitig im Land angekommen waren.

freudiges Wiedersehen

Nach dieser erfreuten Begegnung und den spannenden Erlebnisberichten, fuhren wir nun ans Meer. Für die Strecke nach Hammamet setzen wir wieder einmal unser Pino-Vorteil um. Chregu konzentrierte sich auf den Verkehr und Ziska auf die Karte. So konnten wir relativ effizient zum Hotel rollen. Dies mal mehr nach unserem Gusto.

Sonntag, 15. Oktober 2023

ab in den "Süüüüden"

Unser nächstes– Zwischenziel war Tebersouk und die nebenanliegende römische Ruinenstadt– Dougga. Davor stand aber noch ein Pass auf dem Programm. Wir überquerten also die Ebene von Sidi Esmail und weil sich kein so guter Zeltplatz zeigen wollte kurbelten wir die schönen Kehren hoch in Richtung Thibar. Auf dem Weg wurden wir, einmal mehr, aus vorbeifahrenden Autos fotografiert. Weil dieser Tunesier aber danach anhielt und auf uns wartete um weitere Fotos zu machen hielten auch wir und gaben ihm die Möglichkeit ein Selfie mit uns zu machen, welche er liebend gerne nutzte. Solche Begegnungen machen es spannend und zeigen uns die Freude welche die Einheimischen an uns haben (und wir an ihnen (-;)

Wir erleben auch häufig, dass uns zugehupt oder zugewunken wird. Solche Gesten zaubern und eine Lächeln auf die Gesichter.

Auf der Ebene von Thibar angekommen fanden wir kurz vor dem Dorf einen Platz in einem Olivenhain um die Nacht zu verbringen. Am Mittag hatten wir das Znacht vorgekocht und so konnten wir den Sonnenuntergang, das Eindunkeln und den Sternenhimmel ohne grössere «Arbeiten» geniessen. Zum ersten Mal verzichteten wir auch auf das Aussenzelt und hatten so auch aus dem Zelt heraus weiterhin Blick auf die Sterne. Und Ziska war geschützt von den Mücken (Chregu ist dies sowieso, da sein Blut den Mücken sowieso nicht sonderlich schmeckt.) Trotzdem schönen Ankommen und dem Blick in die Sterne, schlief Ziska nicht sonderlich gut.

Zeltplatz im Olivenhain

In Thibar konnten wir am nächsten Morgen unsere Vorräte wieder ziemlich gut auffüllen und liessen uns vom Inhaber des Lädelis noch einige Wörter in arabisch erklären (z.b. Wasser, eins, zwei, drei, …). Ausserdem hatten wir eine spannende Unterhaltung mit einem in Frankreich lebenden Tunesier welcher in seinem Heimatdorf zu Besuch war.

Eselkarren

Weil wir die Route der nächsten Tag jeweils relativ genau auf dem Natel (OrganicMaps) «rekognoszieren», wussten wir dass nun der Hauptanstieg des erwähnten Passes anstand. Aber wir wussten auch, dass die Steigung ca. 5 Prozent beträgt und somit für uns fahrbar sein sollte.

Das bestätigte sich dann auch. Nur bei einer Baustelle wo eine Haarnadelkurve «abgeschnitten» wurde, wurde es kurz knapp und wir konnten uns nur gerade so durchwürgen. Auf dem Pass angekommen assen wir unser Frühstück und rollten danach, wie immer mit kleinen Gegensteigungen, nach Tebersouk und erklommen dann die Höhenmeter nach Dougga. Dort– trafen wir seit langem andere Touristen, da es sich um eine der zehn bekanntesten Tourismusorte handelt. Die Ruinen der von rund 5000 Personen bewohnten Stadt sind sehr gut erhalten. Man kann sich wirklich sehr gut die Strukturen der Stadt vorstellen und auch auf den rund 2000 Jahre alten Wege durch die Stadt gehen. Im Reiseführer wird Dougga auch als Pompeji von Afrika beschrieben.

Dougga

Zurück beim Velo genossen wir noch etwas das WLAN eines parkierten Touribuses und konnten so unsere Online-Bedürfnisse befriedigen. Ausserdem assen wir unser mitgebrachtes Zmittag und mussten dieses gegen Katzen und später auch Hunde verteidigen.

Wir überquerten die nächste Ebene in Richtung El-Arroussa und wurden in den Hügeln von einer steilen Strasse überrascht. Wir hatten von diesem Teil die Steigungsdaten nicht so genau angeschaut ;-)

Also probierten wir die gut 10%ige Steigung fahrend zu meistern, musste aber realtiv schnell feststellen, dass es effizienter ist unser Pino zu stossen. So konnten wir ohne grössere Pausen die rund 100 Höhenmeter Steilstrecke absolvieren. Wir lernen daraus, dass für uns nicht die Höhenmeter an sich sondern die Steilheit das Problem ist. Oben angekommen intensivierten wir die Suche nach einem Übernachtungsplatz wurden aber nicht wirklich fündig. Und mit der letzten nicht ganz so erholsamen Nacht im Kopf fragten wir einen jungen Mann, welcher mit dem Esel auf dem Weg zur Wasserstelle war, ob er einen Platz wisse wo wir problemlos zelten können.

Als er unserer Frage verstanden hatte musste er nicht lange überlegen und lud und zu sich nach Hause ein. Wir könnten dort neben dem Haus zelten. Wir warteten also wie abgemacht und als er mit dem Wasser zurückkam ritten wir zusammen, auf unseren jeweiligen Eseln, ca. einen Kilometer zum Haus und wurden da von seiner Mutter und Schwester empfangen. Mit dem Vater hatten wir keinen Kontakt, er ist aber augenscheinlich von Alter und Gesundheit so stark eingeschränkt, dass eine Mitarbeit auf dem Hof nicht mehr möglich ist. Da wir nicht so viel miteinander sprechen konnten verständigten wir und viel mit Händen und Füssen. Vom Zelten war schnell keine Rede mehr und es wurde für uns Fladenbrot gebacken und zusammen mit Oliven konnten wir uns davon den Bauch vollschlagen.

Vor dem Znacht wurde uns noch ein wenig gezeigt wie die Familie lebt und dass sie neben vielen Olivenbäumen (laut ihren Angaben für die Pharmaindustrie) auch Pinienkerne ernten welche sie dann verkaufen. Ausserdem halten sie unter anderem Hühner, für den Transport stehen zwei Esel bereit und für die Bewachung des Hofs sind vier Hunde zuständig.

Speziell die Mutter hatte eine riesen Freude an uns und daher wurde Ziska, als wir schon fast im Bett lagen, gefragt ob sie gerne Hennakunst an ihrer Hand möchte. Nach der positiven Antwort wurde alles organisiert und die Schwester von Mouldi packte Ziskas Hand in Henna. Die «Farbe» wirkte dann über Nacht ein. Am frühen Morgen wurden wir vom Güggel geweckt und standen vor Sonnenaufgang auf. Nach einem Zmorge aus Kaffee, Datteln und Waffeln machten wir uns auf zurück zur Strasse und hinunter nach El-Arroussa. Vorher durfte aber ein Gruppenfoto nicht fehlen.

Mouldi begleitete uns zur Strasse weil er so oder so auf dem Weg nach Tunis war um seiner Arbeit dort nachzugehen. Als wir uns verabschiedeten zeigte er uns eine ins deutsche übersetzte Nachricht auf seinem Natel in welcher er uns bat ihm zu helfen eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz zu bekommen um in der Schweiz zu arbeiten. Schon am Vorabend hatte er entsprechenden Bemerkungen gemacht und erzählt er habe auf TikTok so viel gutes über die Schweiz gesehen und es gäbe ja so viel Geld, grosse Kühe und viel mehr Regen in der Schweiz. Er bat uns unsere Antwort auch in Deutsch zu verfassen, er werde es dann übersetzen.

Wir mussten ihm eine Absage erteilen, da wir selber erstens keine Ahnung haben von den Visa- und Arbeitsregelungen für Ausländer in der Schweiz und weil wir dann doch der Meinung waren, dass er vermutlich in Tunesien besser für die Familie sorgen kann als von der Schweiz aus. Ausserdem probierten wir ihm aufzuzeigen, dass die Bilder die er online von der Schweiz sieht nur das allerbeste sind und das es in Europa auch sehr viel schlechtes gibt. (Ausbeutung, zwar höhere Löhne aber auch hohe Kosten, …) Diese Bitte hinterliess bei uns ein Gefühl der Hilflosigkeit. Auf den weiteren Kilometern regte es zwischen uns ein Gespräch über die Unfairheiten auf der Welt und über das Glück an mit welchem wir gesegnet sind, «nur» weil wir an einem wohlhabenderen Ort geboren wurden und uns die Welt in Sachen Reisen offensteht und es mit dem Schweizer Einkommen fast überall billiger ist auf reisen zu gehen als in unserer eigenen Heimat.

selber gebastelter Eierkarton

Nach El-Aroussa folgten wir der Strasse in Richtung Siliana wobei wir gut 10 Kilometer vor Siliana links abbogen und auf einer kleinen Strasse Richtung Bargou fuhren. In einem kleinen Dorf kauften wir nochmals Trinkwasser und fanden kurz vor dem höchsten Punkt nach langem Suchen einen Platz für die Siesta. Das Land wir hauptsächlich für Ackerbau genutzt und es sind nur wenige schattenspendene Bäume vorhanden. Daher entschieden wir nach einem etwas späteren Mittagessen und einer ausgedehnten Siesta zu bleiben und die Nacht dort zu verbringen.

seltener Schatten im trockenen Agrarland

Auch wenn der Übernachtungsplatz eher improvisiert war, konnten wir gut schlafen. Standen aber früh auf. Morgens um halb sieben hüpften wir mit dem Pino über die nicht mehr ganz so intakte Fahrbahn nach Bargou. In Bargou war unser Ort um diverses zu erledigen: Lebensmittel und Benzin für den Kocher einkaufen. Wobei, bei den Lebensmittel die Auswahl sehr begrenzt ist. Aktuell ist in den Läden z.B. kein Gemüse auffindbar, dies gibt es wohl in den eigenen Gärten. Als wir alles geladen haben, nahmen wir das nächste Pässchen in Angriff. Wir freuen uns über die nun wieder stärkere Vegetation und machten bei einem Feigenbaum kurz Rast um zu merken, dass die Baguettes, die wir beim Bäcker nach gefühlt ewigem Anstehen, unglaublich trocken waren. Das gibt dann wohl mit den Eiern zusammen wohl besser Vogelheu.

tunesische Tankstelle

Wir pedalen hinten um den Jebel Bargou und vorbei an diversen Obstbäumen und finden unter einer Gruppe Pinien unsere Siesta.

Donnerstag, 12. Oktober 2023

nördliche Küste

Die ersten richtigen Velofahrtage starten vor der Jugi. Wir verlassen die Medina und auch die Agglo Tunis in Richtung Norden. Unser erstes Zwischenziel ist Sidi Ali el Mekki. Irgendwo hatten wir aufgeschnappt, dass es da etwas zu sehen gäbe. Also fahren wir hin und finden einen schönen Strand an dem in der Hauptsaison anscheinend ziemlich viel los zu sein scheint. All die Strandbeizen sind aber im Nebensaisonmodus geschlossen und die Schattenspender aufeinandergestapelt.

Wegweiser sind fast immer doppelt angeschrieben

fast wie in der Karibik

Das Meer und der Sand sind dennoch schön und wir geniessen die Zeit. Da wir aber vor Ort keinen geeigneten Zeltplatz fanden, machten wir uns auf den weiteren Weg in Richtung Bizerte und entdeckten an einem Feldrand ein passendes Plätzchen für die erste Zeltnacht in Tunesien.

Auf dem Weg hierhin finden wir das vor, was der Reiseführer «versprochen» hatte: sehr viel Müll am Strassenrand. Es gibt zwar in den meisten Orten eine «Rue d’enviroment» eine Aktion welche auf den Umweltschutz aufmerksam machen wollte. Unterdessen ist leider davon nicht mehr viel übrig. Es ist teilweise so dreckig, dass wir keine Lust haben am Strassenrand eine etwas längere Pause zu machen.

Eine weitere spannende Beobachtungen ist, wie viele Personen auf einem Roller(einfacher Töff) Platz finden. Scheinbar das perfekte und noch zahlbare Familien-Fahrzeug für 4 Personen. Weiter sind die Mann/Frau-Stunden scheinbar günstiger als der Treibstoff. So ist es absolut normal, z.B. Melonen oder Zementsäcke einzeln auf den PickUp zu laden und da nicht kippbar, wird wohl auch wieder jede einzelne von Hand abgeladen. Als Ladungssicherung genügt ein Spannset ganz hinten. Immer wieder überholt uns auch ein Schüttgut-Lastwagen, welcher statt mit Kies oder Sand mit Tomaten geladen ist. Ob es daraus in einer Fabrik dann Tomatensauce gibt?

Und noch bezüglich Verkehr. Im letzten Beitrag hatten wir berichtet, dass die Randsteine rot-weiss bemahlt sind. Unterdessen wissen wir, dass dies eigentlich Parkverbot bedeutet. Für die Tunesier sind Verbote aber eher Empfehlungen und so ist es völlig normal, auch z.B. auf der Kreuzung und im Kreisel zu parkieren, wenn der Laden an der Ecke so am gäbigsten erreicht werden kann.

Unterwegs mussten wir auch noch die erste Reparatur am Pino durchführen: Unsere HelinoxKopieCampingStuhlHalterungsVerpackung erreichte das vordere Rad und dadurch wurde das Schutzblech etwas verkrümmt und blockierte kurzzeitig das Rad. Als alles wieder zurechtgebogen und neu eingestellt war konnten wir wieder weiterrollen.

Via Ras Jebel und der Hauptstrasse N8 erreichten wir Bizerte und fahren über die Klappbrücke in die Stadt. In einem Park geniessen wir die Siesta und das Treiben des Sonntagmittags der in Tunesien trotz Islam der freie Tag ist (schliesslich ist es in Frankreich auch so, Tunesien ist ehemaliges Kolonialgebiet von Frankreich. Im Islam wäre der Freitag der Ruhe.). Weil am zweitnördlichsten Punkt des Landes und des Kontinents ein Geocache liegt und Chregu mindestens einer finden wollte kurbelten wir dem Meer entlang zu angegeben Parkplatz-Koordinate und fanden dort in den Büschen ein Platz für unser Zelt. Rundherum wurde der Sonntagabend gefeiert, aber wir hatten unserer Ruhe und kein Besuch, auch nicht von den streunenden Hunden.

Nach der morgendlichen Wanderung zum Cap Blanc und dem Geocache fuhren wir wieder zurück nach Bizerte. Unterwegs hielten wir noch einmal in gleichen Supermarkt an, in welchem wir schon am Tag vorher eingekauft hatten. Dabei wurden wir von Karin angesprochen und es stellte sich heraus, dass sie ursprünglich vom Menzberg stammt und seit rund 10 Jahren mit ihrer multikulturellen Familie in Tunesien lebt und hier mit der Schweizer Altersvorsorge das Leben geniesst. Immer wieder spannend wie klein die Welt sein kann. (Kennt jemand die Familie?)

Sie erzählt uns einiges über die tunesische Gesellschaft und wie das Leben so funktioniert. Das war spannend und lehrreich. z.B. Milch und Mehl sind rar, aber ironischer Weise werden einem die Baguettes und Joghurts spottbillig angeboten, weil es die Tunesier scheinbar so möchten. Eine Einladung zur Übernachtung schlagen wir aber aus, da wir uns erst ein bisschen warm gekurbelt haben und noch ein paar Kilometer fahren wollten.

Auf Openstreetmap haben wir nach Campingplätzen gesucht und einer der sehr wenigen Einträge heisst: «Beautiful Place for a camp -  keep clean, please». Dieser Ort wurde zu unserem Tagesziel und via den Lake Ikcheul erreichten wir den Platz im Verlaufe des Nachmittags. Es stellte sich wirklich als super Platz heraus. Nach dem Znacht und Hausbau konnten wir bei schönstem Sternenhimmel ins Bett kriechen.

super Zeltplatz gefunden in OpenStreetMap

Und spätestens nach Bizerte ist das mit dem Abfall entlang der Strassen auch viel besser. Ob es ist, weil besser aufgeräumt wird oder weil weniger weggeworfen wird. Wir wissen es nicht. Am wahrscheinlichsten hängt es aber einfach mit der Bevölkerungsdichte zusammen.

In Sachen Abfall machen wir schon früh eine Entdeckung: Es gibt Leute die PET sammeln. Daher vermuten wir rasch, dass PET irgendwie einen Wert hat. Und im Verlauf der Tage erkennen wir immer mehr Anzeichen dafür: Leute mit vollen Säcken mit PET-Flaschen, Transporter voll PET. Dies bestätigte uns auch Karin, welche bei sich sogar eine inoffizielle PET-Sammelstelle führt und diese an Familien zukommen lässt, die davon leben.

Am 10. Oktober machen wir einen gemütlicheren Tag und fahren weiter entlang der RR66 bis zu Abzweigung nach Cap Serrat. Dort organisierten wir eine tunesische SIM-Card (3TND + 5TND also 1Fr + 2.5Fr für 2.5GB) welche aber mindestens am Anfang nicht funktionierte. Auch nach einigen Versuchen zurück im Geschäft klappte es nicht. Der Natelempfang war aber auch relativ schlecht direkt vor Ort. Der Mobiltarif ist auch für tunesische Verhältnisse relativ tief. Dafür zahlten wir im Laden neben an 2.5Fr für 9Liter Wasser. Bisher hatten wir fürs gleiche lediglich 1.5Fr bezahlt. Für uns spielt dies nicht so eine Rolle, aber dieser Tunesier hat wohl realisiert, dass wir Touris sind und mehr bezahlen können.

Vom Abzweiger bis nach Cap Serrat ging es hügelig runter bis ans Meer. Wir hatten gelesen, es gäbe öffentliche Duschen und WC’s. Vor Ort fanden wir zwar keine öffentlichen Duschen und WC, aber wurden angesprochen. Auf die Nachfrage ob es einen Campingplatz gibt, wurden wir in ein saisonal geschlossenes Restaurant und kleines Hotel geführt: Wir konnten Dusche+WC benützen, den Zeltplatz selber aussuchen und wir sollen selber sagen wieviel wir dafür zahlen möchten.

tunesische 'Brücke'

Also machen wir das, was man als Veloreisende am meisten wünscht: Duschen und Kleiderwaschen! So dass wir wieder einmal eine Nacht nicht ganz so dreckig ins Bett kriechen und wenigstens am Morgen beim losfahren die Kleider nicht schon wieder am Körper kleben. Das passiert dann schnell genug wieder, da es zwischen 28° und 32° warm ist und maximal leicht bewölkt. Im Vergleich zu der Schweiz wohl ein Luxusproblem bezüglich Witterung. Für uns Velofahrende aber sehr warm oder wie es Chregu regelmässig ächzt: «es esch heiiiiiiss!» (übrigens auch schon bei tieferen Themperaturen)

Am nächsten Tag trafen wir bei einem kleinen Laden den Bäcker auf Rundtour, welcher das Auto bis unters Dach mit Baguettes geladen hat. Diese gab das perfekte Frühstück mit den Eiern, welche wir bei einem Hof kaufen wollten, aber dann geschenkt bekamen. Auf dem Weg trafen wir viele Schüler, die freudig mit uns mit rennen wollten. Es ging den Berg hoch und so waren wir zu schnell. Einzig das Mädchen Salah hatte eine super Kondition und konnte über 1km die Geschwindigkeit mit uns halten. Mit 7km/h wir ziehen den Hut und Salah grinste voller stolz, als sie sich verabschiedet.

super Strasse nach Sidi Mechreg

Wir kurbelten durch super schöne Landschaften nach Nefza. Wo wir kurz im bunten Markttreiben Halt machten um uns mit dem täglichen Bedarf einzudecken. Die Weiterfahrt ging trotz Steigung halb gratis, da erneut landschaftlich sehr schön. Unterwegs ergatterten wir ein Steuerrad-Brot, welches zwar einiges teurerer als die Baguettes ist, dafür länger hält, allerdings auch mit Gewinnspiel-Charakter, da Handarbeit und auf dem Feuer am Strassenrand gezaubert. Einige sind super fein, dies war eher eine Niete.

Steuerradbrot

Kurz vor der Passhöhe fanden wir ein Föhrenwald, wo wir unser Zelt aufschlugen und mit den Hirten ein munteres «Selem» austauschten.

Béja war uns eine Nummer zu gross und so waren wir schnell wieder weg und geniessen die Siesta am Strassenrand unter Bäumen mit erstaunlich wenig Güsel.

Wir veröffentlichen jetzt den Text, mal schauen ob es mit den Fotos via Natelnetz klappt.