Freitag, 30. August 2013

Rhein

Am Montag (26.8) machen wir uns gegen den Mittag auf dem Weg zum Flughafen. Die Taschen sind flugfertig gepackt und die Veloplätze sind reserviert. Wir fahren das letzte mal von der Wohnung in Richtung Neustadt und durchqueren diese. Danach folgen wir einer breiten dreispurigen Strasse mit Parkplätzen auf beiden Seiten welche von nichts gesäumt wird. Sie führt einfach durch die Ebene und zeugt von den riesigen Plänen die für Astana bestehen. Beim Flughafen angekommen platzieren wir uns vor dem Check-In und beginnen unsere Velos auseinander zu schrauben, um sie, in die am Tag zu vor im Sportgeschäft organisierten, Fahrradkartons zu bugsieren. Es stellt sich aber schnell heraus, dass die Kartons wohl von Kinderfahräder stammen. So müssen wir einiges mehr entfernen als gedacht. Aber irgendwann sind alle drei Velos in ihren Kisten und wir können einchecken.
Nach einem Zmittag im Restaurant holen wir unseren letzten Ausreisestempel und wollen noch unsere letzten Tenge (Kasachisches Geld) im Duty-Free-Bereich verbrauchen. Da aber dort die Preise horrend hoch sind, lassen wir es sein und hoffen die Tenge in Frankfurt oder in der Schweiz tauschen zu können...
Um 16 Uhr steigen wir in den Flieger und kurze Zeit später sehen wir Astana und ganz Zentralasien unter einer Wolkendecke verschwinden. Wir haben einen sechsstündigen Flug vor uns, welcher nur wenig an Moskau und Riga vorbei nach Frankfurt bringt.
Abfahrt zum Flughafen in Astana
Dank der Zeitverschiebung landen wir schon um 18 Uhr. Bei den Gepäckbändern nehmen wir unsere Velos und die Taschen wieder entgegen und machen uns daran unsere Drahtesel wieder fahrtüchtig zu machen. Nach der Schrauberei essen wir ein Wiener-Schnitzel und trinken ein deutsches Bier. So gestärkt fahren wir durch die Nacht dem Flughafen entlang in den nächsten Wald. Als wir ein brauchbares Plätzchen gefunden hatten und das Zelt schon halb steht, donnert ein Flugzeug über unsere Köpfe. Wir sind aber zu müde zum zügeln und legen uns um etwa 2 Uhr morgens (Astana-Zeit) ins Bett.
Am Morgen verschwinden wir relativ früh und folgen den Radwegweisern dem Main entlang nach Mainz. Dort  suchen wir einen Velomechaniker auf, welcher ein Transportschaden an Fabian's Velo repariert. Unterdessen unternehmen wir ein Tour durch die Stadt. Wie einfach dass solches hier funktionert :-).
Wieder voll im Schuss fahren wir dem Rheinradweg entlang in Richtung Strasbourg. Am Abend finden wir einen Platz am Rhein zum zelten und schlüpfen nach einem Bad und dem Znacht in unsere Schlafsäcke.
Am Mittwoch (28.8) führt unser Weg mehr oder weniger immer dem Rhein entlang weiter in Richtung Süden. Wir lassen es uns gut gehen und geniessen die Möglichkeiten fast jederzeit einkaufen zu können oder für ein Bier in einem der Restaurants am Strassenrand zu halten. Wir fahren durch Worms, Ludwigshafen und Speyer, immer auf der linken Seite des Rheins. In Speyer spielen wir nach dem Zmittag noch eine Runde Minigolf.
Minigolf

Morgenstimmung am Rhein
Wir übernachten kurz vor der französischen Grenze. Am Morgen erreichen wir also unser 21. und wohl letzte Land auf dieser Reise.
Weiter dem Rhein entlang fahren wir Strasbourg entgegen, welches wir am frühen Nachmittag erreichen. Wir quartieren uns in einem Hostel ein. Den Nachmittag verbringen wir in der Stadt mit dem Besuch des Doms und gemütlichem Essen und Trinken in den Strassencafés.

Heute geht es weiter und wir werden den Rhein verlassen um der "Route de Crêtes" zu folgen, welche längs durch die Vogesen führt.


immer dem Rhein entlang

mhh, wo sind denn die Zöllner??

Blick vom Turm der Kathedrale in Strasbourg

Sonntag, 25. August 2013

von Bishkek nach Astana und schnell weiter...

Nach drei Nächten im "Hotel im Stadion" müssen wir die Unterkunft wechseln. Wieso verstehen wir nicht, da wir weder Russisch noch Kirgisisch sprechen und die Frau im Hotel kein Englisch. Also wechseln wir in ein Hostel, von welchem wir ein Tag vorher einen Flyer erhalten hatten.
Am Montag bringen wir unsere Pässe auf die Kasachische Botschaft, um es einen Tag später abholen zu können. Danach fahren wir zum Osh-Basar. Es ist ein ziemlich grosser Basar, jedoch ganz anders als ein touristischer Basar wie der in Istanbul. Man kriegt hier alles was der Kirgise zum Leben so braucht. Wir kaufen Gemüse ein um am Abend im Hostel wieder einmal selber zu kochen. Die Tage in Bishkek verbringen wir ansonsten mit surfen, essen und herumliegen.
Als sich der Nachmittag des Dienstags zu Ende neigt fahren wir zum dritten mal die 5km zur Kasachischen Botschaft um unsere Pässe inkl. Visum abzuholen. So haben wir wieder eine Hürde genommen.
Tags darauf (Mittwoch) wollen wir unsere Fahrräder am Bahnhof als Gepäck aufgeben. Wir haben einige Taschen gepackt um sie zusammen mit den Velos zu versenden. Am Gepäckschalter am Bahnhof wird uns dann aber klar gemacht, dass es nicht möglich sei, obwohl uns die Ticketverkäuferin einige Tage zuvor uns die Gepäckaufgabe gezeigt hat. Wir sollen am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder am Bahnhof sein um mithilfe eines Bahnhofsmitarbeiters die Velos mit in den Zug zu bekommen.
Wir sind nicht sicher ob der Zug nun kurz nach 8 oder 10 Uhr fährt. Je nach dem ob die Züge nun nach Moskau-Zeit oder Bishkek-Zeit fahren. Wir treffen also sicherheitshalber vor halb 8 Uhr ein und treffen kurz darauf auf den oben genannten Bahnhofsmitarbeiter. Wir entfernen die vorderen Räder und Schutzbleche um den Lenker drehen zu können. Als der Zug nach 9 Uhr ans Perron gestellt wird, zeigt uns unser Helfer unsere drei Sitze im 4er Abteil und ist dann ganz überrascht, als er bemerkt, dass die drei Velos nicht auf die Gepäckablage passen. Wie wenn er noch nie ein solches Abteil gesehen hätte...
Er zeigt uns dann aber ein Platz bei einer defekten Tür wo wir die Velos platzieren. Den Hinweis, dass immer jemand von uns die Velos bewachen soll, schlagen wir in den Wind und setzen uns ins Abteil.
Nach der Abfahrt kommen zwei Schaffner zu uns und wollen uns das vierte Bett für 100$ verkaufen. Nachdem sie mit unserem Gegenangebot von 100 Som (2$) nicht sehr begeistert sind warten wir einfach mal ab und lassen die Velos beim Eingang. Vor der Grenze bekommen wir dann die Anweisung, dass wir die Fahrräder gratis ins Abteil nehmen können. Also packen wir um und belegen nun mit unseren drei Billeten vier Betten. Der Zug steht eine Stunde für die Ausreise aus Kirgisistan und zwei für die Einreise nach Kasachstan. Währenddessen werden einige Verschalungen abmontiert und Drogenhunde durchsuchen den Zug. Vor allem während diesen langen Pausen wird es brutal heiss im Zug und der Schweiss läuft in strömen. Als es wieder vorwärts geht kommt der eine Schaffner erneut vorbei und will nun zumindest noch die von uns angebotenen 100 Som einfordern. Diese zahlen wir natürlich gerne in der Meinung nun das Abteil bis Astana für uns zu haben.
Einige Stationen später steigt an Paar mit Bébé ein und reagiert auf das belegte Bett. Der Schaffner verweist sie ins nächste Abteil und wir glauben dass alles OK ist. Gegen Abend kommt aber dann der Vater des Kindes zu uns und möchte sein Bett haben. Der Schaffner scheint das belegte Bett doch noch irgendwie verkauft zu haben. Wir willigen ein und bedeuten, dass einer von uns auf dem Boden schlafen kann. Die kleine Familie mit dem Bébé ist aber mit einem unteren Bett anstelle des von den Velos belegten oberen und einem weiteren Bett oben in einem anderen Abteil zufrieden. Sie wollen zu dritt in einem Bett schlafen, womit jeder von uns ein Bett zur Verfügung hat.
Nach einem Bier im Speisewagen kommen wir zurück zum Abteil und schlagen nochmals vor, dass jemand von uns auf dem Boden schläft. Der Vorschlag wird wieder abgelehnt und so legen wir uns schlafen. Bald wird es der kleinen Familie zu eng zu dritt auf einem Bett und der Vater schläft schliesslich trotzdem am Boden.
Am nächsten Tag ist dank Bewölkung die Temperatur viel angenehmer im Zug. Vor den Fenstern zieht die Kasachische Steppe vorbei. So gelangen wir gegen Ende Nachmittag nach Astana. Auf dem Perron setzten wir unsere Velos wieder zusammen und fahren möglichst schnell zur Russischen Botschaft um vielleicht noch einige Infos zum Visum zu erhalten.
Wir können uns auf eine Liste setzten für den nächsten Dienstag. Danach fahren wir weiter durch zum neunen Teil von Astana (neuer als 1997, als Astana zur Hauptstadt von Kasachstan wurde). Dort suchen wir das Hostel und finden es nur dank einem offenen WLAN und der Hilfe von Bewohnern der Siedlung, denn das Hostel ist eine umgenutzte Wohnung in einem riesigen Wohnblock. Nach einem Znacht in einer Kantine legen wir uns ins Bett und gehen davon aus, dass wir noch lange Zeit haben werden um uns die Stadt anzuschauen.
Am Samstag (24.8) müssen wir leider das Hostel wieder verlassen, da es ausgebucht ist. Der Besitzer organisiert uns aber eine kleine Wohnung wo wir zum gleichen Preis bleiben können. Die Wohnung haben wir für uns alleine. Der Nachteil ist, dass wir jetzt 10 Kilometer vom Zentrum entfernt wohnen.
Am Vormittag hatten wir uns nochmals die Anforderungen fürs russische Visum angeschaut. Uns wirde klar, dass wir mit rund 10 Tagen Wartezeit in Astana rechnen müssen. Der Entscheid nun doch mit dem Flugzeug nach Europa zu reisen reift. Nach einer Woche in Bishkek ist uns die Warterei in einer Stadt "verleidet". Im nahen Internetcafé finden wir einen günstigen Flug nach Frankfurt am Montag. Frankfurt ist eine der wenigen Destinationen in Westeuropa die von Astana aus direkt angeflogen werden. Anschliessend fahren wir zurück in den neuen Stadtteil um uns einige Bauten anzu‪sehen.
Das neue Astana ist eine Planstadt wie wir sie noch nicht gesehen haben. Alles ist protzig, riesig, teuer und übertrieben. Wir durchqueren den Stadtteil der Länge nach und fahren mit dem Lift auf den Bayterek-Tower. Ein Turm mit goldener Kugel auf etwa 100m Höhe. In der Kugel ist die Aussichtsplattform untergebracht. Unser Znacht essen wir auf der Fastfoodetage eines Einkaufszentrums, welches sich im grössten Zelt der Welt befindet. Nach dem Ausflug fahren wir im letzten Licht des Tages die 10km zurück zur Unterkunft.

Wir werden am Montag (26.8) um 16.10 Uhr in Astana abfliegen und, dank Zeitverscheibung, schon gut zwei Stunden später in Frankfurt landen. Dass wir aber nicht zu "plötzlich" zu Hause sind, werden wir unsere Reise auf unseren Velos fortsetzten und die letzten Tage in die Schweiz auf der Strasse zurücklegen.
Unser Plan ist entlang dem Rhein gegen Basel zu fahren. Vielleicht gibt es noch einen Abstecher durch den französischen Jura. Vermutlich werden wir in rund einer Woche im Luzerner Hinterland eintreffen.
Nur: Pläne sind nur so lange gültig, bis ein neuer geschmiedet ist...
unser Kupe

Russisches Elektromonster

Bishkek - Ekatarinenburg

Astana

Palast des Präsidenten

Bayterek-Tower

Samstag, 17. August 2013

Kirgistan

Seit Donnerstag Nachmittag sind wir in Bishkek, der Hauptstadt Kirgisistans. Bei der Strecke von Osh nach Bishkek haben wir uns für die direkteste Variante, die M41 entschieden. Die M41 hat den Vorteil, dass sie eine der wenigen asphaltierten Strecken in ganz Kirgisistan ist. Und weil der Ausbau dieser Strasse auch noch nicht so lange her ist, ist der Asphalt grösstenteils sogar in richtig gutem Zustand. Nachteilig ist, dass wieder mehr Verkehr auf der Strasse ist als noch im Pamir.
Die ersten zwei Tage pedalten durchs Ferghana-Tal. Weil die direkte Route von Osh nach Jalal-Abad durch Usbekistan führt, mussten wir einen Umweg über Özgön fahren. Zum Velofahren und Campen ist das Ferghana-Tal nicht gerade die optimale Gegend. Das Tal ist so breit, dass es weniger ein Tal ist als eine Ebene. Wenig erstaunlich wird jeder Quadratmeter für die Landwirschaft genutzt.
So waren wir glücklich als wir nach zwei eher flachen Etappen wieder Richtung Berge abbiegen konnten. Zunächst folgt die Strasse dem Fluss Naryn, der sich eine tiefe Schlucht durch das Tal gegraben hat. Der Fluss ist in mehreren Stufen zur Energiegewinnung gestaut, sodass er mehr eine Aneinanderreihung von Seen ist. Immer wieder hat man spektakuläre Aussichten von der aufwändig angelegten Strasse auf die Stauseen und steil aufragenden Berge. Ein Zeltplatz war an diesem Abend nicht ganz leicht zu finden. Schliesslich gelangten wir über eine kleine holprige Strasse auf einen Vorsprung, wo wir das Zelt mithilfe von Steinen anstelle der Heringe aufstellten. Um den angesammelten Dreck wieder abzuspülen gingen wir am Abend im Stausee baden. Während einem Gewitter in der Nacht wurde es kurzzeitig etwas ungemütlich. Unsere improvisierte Zeltbefestigung hielt dem Wind jedoch stand.



einer der Stauseen




Zeltplatz über dem Stausee

Am nächsten Tag gelangten wir über Kara-Köl und einen kleinen Pass zum Toktogul-See, dem grössten Stausee des Naryn. Gerade als wir nach einem Zeltplatz am See Ausschau hielten näherte sich eine Regenfront. Glücklicherweise waren wir soeben an einem Restaurant vorbeigefahren. So kehrten wir um und nach dem Essen war der Spuck bereits wieder vorbei. Anschliessend begaben wir uns zum nahen Seeufer wo einige Kirgisen am festen und plantschen waren. Der See war überraschend warm und so gingen wir auch an diesem Abend wieder baden. Als es dunkel wurde verschwanden die Kirgisen und wir stellten unser Zelt auf.



drohendes Gewitter




Sonnenuntergang am Toktogul

Der folgende Tag begann sonnig, sodass Fabian am Morgen noch einmal ins Wasser hüpfte. Kaum waren wir jedoch auf der Strasse begann es leicht zu Regen. Als der Regen irgendwann stärker wurde schalteten wir eine ausgedehnte Mittagspause ein. Am Nachmittag wurde das Wetter wieder zunehmend besser und wir erreichten den Ort Toktogul nördlich des Stausees. Hier begann der Anstieg zum Ala-Bel-Pass, den wir uns aber für den nächsten Tag aufhoben.
Nicht weniger als 2000 Höhenmeter waren auf gut 50 Kilometer erklimmen. Die Landschaft war an diesem Tag den Schweizer Alpen nicht unähnlich. Darauf wurden wir auch von meheren Kirgisen angesprochen. Im Unterschied zur Schweiz sieht man vor allem in den höheren Lagen zahlreiche Yurten. Am Strassenrand wird unter anderem Honig und Kumys (vergorene Stutenmilch) verkauft. Trotz einigne Regenfällen aber auch vielen sonnigen Abschnitten erreichten wir am späten Nachmittag den Ala-Bel-Pass (3184m) und  stellten nur unweit vom Pass unser Zelt auf. Regen, Wind und kälte liessen uns den Rest des Abends im Zelt verbringen.
Die herrliche Landschaft konnten wir am nächsten Morgen umso mehr geniessen, als die ersten Sonnenstrahlen den Nebel um die Berggipfel vertrieben. Wir rollten hinunter nach Ötmök wo es, etwas überraschend, nur gerade Brot zu kaufen gab. Das Einkaufsproblem konnten wir kurz darauf elegant lösen. Wir holten einen Büschen ein, dass bei den Yurten in Strassennähe stoppt und Lebenmittel verkauft. Besonders beliebt bei den Einheimischen schienen Vodka und Zigaretten zu sein. Es gab aber auch Reis, Teigwaren und Schokolade zu kaufen. Im übrigen sind wir im Verlaufe des Tages dann doch noch an kleinen Einkaufslädelchen vorbeigekommen. Am Nachmittag bewältigten wir den aussichtsreichen Anstieg zum Töö-Ashuu-Tunnel auf rund 3150 Meter. Zum Glück für uns ging es im Tunnel abwärts. Dadurch konnten wir die 2.5 Tunnelkilometer zügig hinter uns bringen. Verständlicherweise lassen sich in der Gegenrichtung die meisten Radfahrer mit einem LKW tansportieren. Vom Nordportal ging es durch einige Serpentinen zügig runter in ein tiefes Tal. In einem kleinen Seitental fanden wir schliesslich einen wunderbaren Platz an einem Bach für unsere letzte Zeltnacht vor Bishkek.



Zeltplatz am Ala-Bel-Pass




"Migrowagen"




Aufstieg zum Tunnel



Letzter Zeltplatz in Kirigstan


Der letzte Fahrtag ist schnell erzählt. Die Höhenmeter hinunter nach Kara-Balta waren schnell vernichtet. Von dort ging es begleitet von viel Verkehr flach und unspektakulär bis in die Hauptstadt.
Hier haben wir unsere Zeit neben vielen kulinarischen Ausflügen mit der Organisation unserer Rückreise verbracht. Die Visaabteilung der Kasachischen Botschaft war glücklicherweise wieder offen, sodass wir dieses Visum beantragen konnten. Auf der Russischen Botschaft hatten wir leider weniger Glück. Die Russen scheinen mit unsinnigen Anforderung vermeiden zu wollen, überhaupt irgendwelche Visas ausstellen zu müssen. Deshalb haben wir heute morgen Zugtickets für Donnerstag(22.8)/Freitag(23.8) in die Kasachische Hauptstadt Astana gekauft. Dort werden wir uns noch einmal um ein Russisches Transitvisum bemühen um via Moskau auf dem Landweg nach Westeuropa reisen zu können. Einen früheren Zug können wir nicht nehmen, weil wir unser Kasachisches Visum erst am Dienstag Abend ausgestellt wird. Was wir bis nächsten Donnerstag machen, wissen wir noch nicht genau. Es wird uns aber schon noch etwas einfallen :)

Dienstag, 6. August 2013

Pamir Highway

Wir verlassen unsere Unterkunft in Khorog gegen den Mittag um unsere Vorrдte fьr die nдchsten Tage einzukaufen. Zusammen mit Zoli schlagen wir uns gute zwei Stunden durch die verschiedensten kleinen Lдden und durch den Basar. Am Ende konnten wir alles auftreiben ausser Haferflocken, welche wir als Frьhstьck angedacht hatten. Nach dem Einkaufen verabschieden uns von Zoli, (er wird weiter der afghanischen Grenze folgen) und machen unsere ersten Kilometer auf dem Pamir Highway.
Den Rest des Nachmittags durchfahren wir viele Dцrfer. Die Strasse folgt immer dem Fluss Ghund. Als der Tag zu Ende geht finden wir einen Zeltplatz an einem Bach. Da der Platz so nah an einigen Hцfen liegt, laufen am Abend noch einige Dorfbewohner vorbei, welche aber nichts gegen unsere Ьbernachtung einzuwenden haben.
Am nдchsten Tag geht es zuerst im gleichen Stil weiter. Einzig wird das Tal ein wenig breiter und es tauchen immer wieder 5- und 6-Tausender Gipfel auf. Mit der zunehmenden Hцhe nehmen die Bдume ab und so sind neben den Felden nur noch Strдucher vorhanden. Unterwegs werden wir von einem kleinen Jungen zum Tee eingeladen. Wir nehmen die Einladung an und bekommen zum Tee auch noch Brot und Butter. Der Junge und sein Vater essen aber nicht mit. Es ist immer noch Ramadan. Auf etwa 3400mьM ist die Landschaft so karg, dass die letzten Dцrfer verschwunden sind und nur noch entlang des Baches etwas Grьn vorhanden ist.
Am spдteren Nachmittag erreichen wir Jelondy, wo wir bei dem Thermalbad etwas essen mцchten. Da der Strom aber ausgefallen ist, gibt es leider nichts und so essen wir etwas Mitgebrachtes. Danach baden wir in dem sehr heissen und schwefligen Wasser. Zum Zelten verlassen wir das Dorf und mьssen nicht lange nach einem geeigneten Platz suchen. Ьberall entlang des mittlerweile nicht mehr so grossen Flusses gibt es schцne Plдtze. Im Sand sehen wir deutliche Velospuren. Der gleiche Platz scheint wenige Tage vor uns bereits zum ьbernachten genutzt worden zu sein.
entlang des Gharms
In der Nacht muss Chregu sich mehrmals ьbergeben und ist daher am Morgen dementsprechend geschwдcht. Wir starten dennoch um den ersten 4000er Pass zu ьberwinden. Einige Kilometer vor dem Pass wechselt der Belag der Strasse von Asfalt zu Schotter. Nach einigen Pausen erreichen wir den Pass auf 4274 Meter ьber Meer. Wir waren alle drei vorher noch nie so hoch. Und schon gar nicht mit den Velos.
Auf der anderen Seite geht es ьber eine ziemlich ruppige Strasse runter. Wobei es ьberhaupt nicht steil ist und wir nun das erste Mal in einem, fьr den Pamir typischen, breiten Hochtal unterwegs sind. Dass der Pamir-Highway ein beliebtes Reiseziel ist, wird uns heute vor Augen gefьhrt. Zuerst treffen wir ein Hollдndisches Paar, welches mit den Velos in Richtung Khorog unterwegs ist. Nur wenig spдter taucht eine norwegische Ambulanz auf, welche wegen der Hцhe ziemlich Mьhe hat die Steigungen zu erklimmen. Und letzlich treffen wir auch noch auf eine Gruppe mit vier schweizer VelofahrerInnen welche von Sary-Tash nach Khorog reisen. Immer wieder kцnnen wir uns also austauschen und Tipps fьr die nдchsten Tage bekommen und weitergeben.
Nach gut 50km verlassen wir die unterdessen wieder asphaltierte Hauptstrasse und biegen auf eine Sandpiste ab, welche uns nach Bulunkul fьhrt. Diese letzten gut 15km fordern nocheinmal richtig und wir erreichen ziemlich geschafft das kleine Dцrfchen in einer Ebene nahe des Sees Bulunkul. Wir quartieren uns im dortigen Home-Stay ein. Dort geniessen wir den Abend bei einem guten Znacht, viel Chai und Joghurt.
Piste auf dem Pamir
Nach dem wir ausgeschlafen hatten machten wir uns auf um zweiten See (Yashikul) in der Nдhe noch einen Besuch abzustatten. Dazu fahren wir, fьr einmal ohne Gepдck, einige Kilometer auf einen kleinen Pass und werden dort mit einem wunderbaren Blick auf den See und die Schneeberge dahinter belohnt. Wieder zurьck im Dorf beladen wir unsere fahrbaren Untersдtze und nehmen den Weg in Richtung Alichur unter die Rдder. Die Strasse, wenn die Spuren in der Landschaft diese Bezeichnung ьberhaupt verdienen, fьhrt uns durch eine Abwechslungsreiche Landschaft. Wir kommen an mehreren kleinen und grцsseren Bдchen vorbei. Wir ьberqueren einige Ebenen, welche aus Sand oder Steinen bestehen. Wir passieren einen Geysir, welcher aber nicht spuckt und wir fahren ьber unzдhlige kleinere Hьgel, bis wir nach knapp 40km bei Alichur wieder auf die Hauptstrasse gelangen. Dieser Ausflug war zwar velofahrerisch ziemlich harte Arbeit, aber die Landschaft belohnt uns um ein Vielfaches.
In Alichur kцnnen wir wieder einige Sachen einkaufen und nach einem Chai mit Brot und Butter fahren wir noch ein paar Kilometer um einen wunderbaren Zeltplatz an einem Bach zu finden.

zweiter See bei Bulunkul

Bulunkul

Strasse nach zwischen Bulunkul und Alichur

zelten nach Alichur
Am 28. Juli fahren wir wieder frьh morgens los um Murgab zu erreichen. Von etwa 3950mьM haben wir nicht so viele Hцhenmeter vor uns um ьber den nдchsten Pass (4125mьM) zu kommen. Es sind aber ьber 30km uns somit ist die Strasse fast flach. Unterwegs treffen wir auch ein englisch-irisches Veloreise-Paar, welches auf ihrem Heimweg von China ist. Nach dem Pass machen wir in einer Yurte bei Brot, Tee, Joghurt und Suppe eine ausgedehnte Pause bevor wir die Abfahrt, welche nun den Namen schon fast wieder verdient, in Angriff nehmen. Die Tдler die wir durchfahren sind nun nicht mehr ganz so breit. Nach der letzten kurzen Gegensteigung stehen wir unverhoft oberhalb des breiten Talbodens welcher der Fluss Murgab mit seinem mдandrierenden Verlauf geschaffen hat. So folgen wir dem Fluss aufwдrts, passieren einen Checkpoint und kommen so ins Dorf Murgab. Dort beziehen wir ein Zimmer in der Sary-Kцl-Lodge, wo wir fьr zwei Nдchte bleiben um danach wieder vollkommen fit die nдchsten Kilometer auf dem Pamir-Highway in Angriff zu nehmen.
Unser nдchstes Ziel ist der Akbaitalpass, mit 4655m.ь.M der hцchste des Pamir Highways. Von Murgab aus sind es etwa 75km. Wir beschliessen aber noch vor dem Pass zu ьbernachten um danach nur noch die letzten 10 Kilometer und etwa 400 Hцhenmeter vor uns zu haben. So erreichen wir am Vormittag des 1. Augusts den Pass und geniessen die Aussicht. Auf dem hцchsten Punkt unserer Reise kцnnen wir zusдtzlich unseren 10000sten Kilometer feiern. Vor uns liegt eine Abfahrt auf sehr schlechter Strasse mit viel Waschbrett und losen Steinen. An einem Bach fьllen wir ziemlich viel Wasser auf, da wir vorhaben ein Basecamp am Fusse eines 5000ers aufzuschlagen. Wir biegen also von der Hauptstrasse ab und fahren etwa 6km ьber eine Piste bis wir einen passenden Platz am Ufer eines ausgetrockneten Baches finden. Kurz nach dem wir ins Zelt gekrochen sind beginnt es zu regnen und schon wenige Stunden spдter gurgelt das Wasser im vorher trockenen Bach neben dem Zelt.
kurz vor dem hoechsten Pass
Am nдchsten morgen stehen wir nicht so frьh auf wie gewohnt, sondern bleiben liegen, da es immer wieder leicht regnet. Irgendwann machen wir uns dann aber trotz Regen und Nebel auf um den 5000er zu besteigen. Im untersten Abschnitt hat es noch einen Fahrweg. Weiter oben folgen wir weglos einem Tal. Weiter geht es einen Hang hinauf auf einen Grat und ьber einen Vorgipfel zum Hauptgipfel (5047m.ь.M), welchen wir nach etwa 4 Stunden erreichen. Auf dem Weg nach oben drьckte die Sonne immer wieder durch den Nebel. Als wir dann auf dem Gipfel unser Zmittag essen reisst die Nebelwand plцtzlich auf und gibt die Sicht auf den Karakul (See ohne Abfluss in einem Meteoritenkrater) frei. Auf dem Weg hinunter wird das Wetter immer besser und man sieht immer mehr von der Landschaft. Nur die Gipfel der richtig hohen Berge bleiben hinter den Wolken versteckt.
Aussicht vom Gipfel (P.5047)
Wieder im Basecamp angekommen entscheiden wir noch eine Nacht zu bleiben.
Am Morgen des 3. August fahren wir wieder ьber die Piste zurьck auf die Hauptstrasse und treffen nach wenigen Kilometern auf  einen weiteren Reiseradler. Er ist aus Estland und unterwegs nach Khorog. An diesem, wie auch an den weiteren Tagen treffen wir immer wieder auf Reisende aus aller Welt.
In Karakul, dem Dorf am See, kaufen wir nochmals ein und fahren weiter dem See entlang dem Uy-Bulok-Pass entgegen. Ьber diesen Pass verlassen wir den Meteoritenkrater. Vor uns liegt eine Landschaft mit fast nur Steinen und einigen braunen Bдchen. Auf dem Weg hinauf zum Grenzpass zwischen Tajikistan und Kirgistan wir die Strasse zur Piste. Wir kдmpfen uns bei Gegenwind ьber das Waschbrett dem tajikischen Grenzposten entgegen. Dieser liegt etwa 2 Kilometer vor dem Pass.
Gerade als wir dort eintreffen kommen auch drei Autos der Mongolrally zu. Zusammen diesen Touristen passieren wir die tajikische Grenze.

Auf der Piste vom Basecamp zur M41

Blick zurueck auf Karakul

Auf der Grenze zu Kirgistan
Da der Wind immer noch relativ stark ist, bauen wir unser Zelt noch vor dem Pass auf und ьbernachten im Niemandsland. Am nдchsten Morgen fahren wir die letzten Meter zum Pass und danach gut 20km bergab zum kirgisischen Grenzposten. Dort kцnnen wir, wie schon lange nicht mehr, ohne Visum einreisen und bekommen einfach einen Stempel mit dem Datum in den Pass.
Nach der Grenze ьberqueren wie ein Hochtal und fahren Sary-Tash entgegen. Dabei haben wir eine ganze Wand von Schneebergen im Rьcken, welche aber leider teilweise von Wolken verdeckt sind. In Sary-Tash angekommen wechseln wir einmal mehr Geld und stocken unsere Vorrдte auf. Nach dem Mittagessen in einem Kafe nehmen wir die nдchsten zwei Pдsse in Richtung Osh in Angriff.
Wir fahren auf einer ziemlich neu asphaltierten Strasse durch eine ganz grьne Landschaft. Ein grosser Unterschied zu den Pisten in den steinigen Ebenen des Pamirs. Auf dem zweiten, hцheren, Pass angekommen schauen wir herab auf eine schwindelerregende Strasse, welche von Chinesen gerade fertig gebaut wird. Wir fahren hinunter und bald ist das Tal wieder breiter und die Strasse fьhrt uns durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft Gьlchц entgegen. Etwa 35km vor diesem Dorf schlagen wir unser Zelt am Rande einer Pferdeweide auf. 
Pass nach Sary-Tash (Made by chinese)
Landschaft nach Sary-Tash
Immer noch hinunter und zusдtzlich mit etwas Rьckenwind gleiten wir nach Gьlchц wo wir einmal mehr einkaufen. Vor der Laden stehend taucht ein Veloreisepaar auf. Chregu spricht sie auf Schweizerdeutsch an, da er vermutet, dass es Deutsche sind. Es stellt sich aber heraus, es ein Berner Paar auf dem Weg nach Thailand ist. Wir tauschen einige Infos und Geschichten aus und verlassen dann das Dorf ьber eine wackelige Fussgдngerbrьcke ьber dem Fluss.
Im Aufstieg auf den letzten Pass vor Osh bemerkt Fabian, dass wir nun definitiv auf dem Heimweg sind, da uns die Reisenden nach China nun entgegen kommen.
Roman und Chregu schnappen uns im letzten Teil des Aufstieg einen Kohlelastwagen. So geht uns dieser Pass mehr in die Дrme als in die Beine. Oben angekommen mьssen wir nicht lange warten bis Fabian auftaucht, welcher keine Schlepphilfe in Anspruch nahm.
Schlepper
Vom Pass geht es auf einer sehr guten Strasse zuerst steil und danach flдcher immer dem Tal entlang nach Osh. In den zwei Tagen hinunter vom Pamir haben wir gut 3000 Hцhenmeter vernichtet und sind jetzt nur noch auf 1000mьM. In der Stadt angekommen haben wir uns in einem Guesthouse einquartiert. Wir geniessen die Vorzьge einer Stadt: Gemьtliches Nachtessen im Restaurant, einkehren im Biergarten und seit langem wieder mal eine richtige Dusche.
Hier in Osch werden wir im Internetkaffee einige Informationen fьr unsere Rьckreise sammeln. Unsere favorisierte Variante mit dem Zug durch Kasachstan und Russland scheint momentan nicht mцglich, weil die Kasachische Botschaft in Bishkek aktuell keine Visas erteilt. Als Alternative werden wir ein Flug von Bishkek in die Heimat ins Auge fassen muessen.