An unserem zweiten Tag in Teheran besuchten wir den Golestanpalast, welcher gerade eben in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen wurde (dies habe ich gerade eben in der 20 Minuten-App gelesen, welche im Gegensatz zur Homepage trotz des Filters funktioniert). Besonders eindrücklich daran fanden wir die grossen Rنume mit kleinen Spiegelchen an der Wand. Ein anschliessender Gang durch den riesigen Basar war lohnenswert, obwohl wir gar nichts kaufen wollten. Zum Beispiel hat es in einer Strasse Stoffhنndler so weit das Auge reicht. Der Basar ist nicht wie in Istanbul auf Touristen ausgelegt, sondern es kِnnen vorallem Dinge für den tنglichen Gebrauch erworben werden. (Westliche) Touristen sieht man in Teheran sowieso fast keine, was auch den Vorteil hat, dass nicht an jeder Ecke ein auf Touristen "abgerichteter" Verkنufer steht und einem etwas andrehen will. Gegen Abend waren einige hupende Autos zu hِren und durch die englische Newszeile im Fernsehen erfuhren wir, dass der angscheinend progessivste Kandidat zum Prنsidenten gewنhlt worden war. Mit Ausnahme der Wahlplakate und einigen Bemerkungen in Gesprنchen mit Iranern haben wir ansonsten nichts von den Wahlen mitbekommen, was angesichts der Unruhen vor vier Jahren sehr positiv ist.
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Gruppenbild vor dem Golestan Palace |
Am nنchsten Tag (16.6) fuhren wir mit der U-Bahn und Taxi zur turkmenischen Botschaft. Bereits um 9 Uhr warteten wir vor der Botschaft, welche um 9:30 ِffnen sollte. Aber erst um 10:10 ِffnete sich ein kleines Fensterchen, durch welches man seine Dokumente einreichen konnte. Auch hier waren wir wieder über die Hilfsbereitschaft der Iraner froh, denn unsere Passkopien in schwarz-weiss wurden nicht akzeptiert. Ein junger Iraner, der selbst ein Visa benِtigte und somit eigentlich auch an den Schalter musste, fuhr mit Fabian fünf Standorte an um die benِtigten Farbkopien aufzutreiben. Wie erhofft wurde uns schliesslich mitgeteilt, dass wir die Visa in Mashad abholen kِnnen. Um ca. 15 Uhr konnten wir schlussendlich das Hotel mit dem Velo verlassen und die 900 Kilometer in Richtung Mashad in Angriff nehmen. Gut 60 Kilometer ausserhalb der Stadt übernachteten wir in einem verlassenen Gebنude neben der Strasse.
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Mashhad in weiter Ferne |
Nach dem ich schlecht geschlafen hatte und auch fast nichts zum Frühstück essen konnte, waren die ersten Kilometer sehr anstrengend. Zusنtzlich zum recht starken Gegenwind kamen noch Bauchschmerzen hinzu. So haben wir entschieden, dass ich bis in die nنchste grِssere Stadt, Semnan, per Anhalter fahren werde. Dies funktionierte gut und bereits nach kurzer Zeit nahm mich ein typisch iranischer Pickup mit. Die Fahrt war lنngst nicht so angenehm wie im klimatisierten Bus von/nach Esfahan. Es war ziemlich heiss und aufgrund der weit offenen Fenster auch sehr laut, aber irgendwie doch interessant. Die etwas mehr als 100 Kilometern wurden praktisch immer mit Vollgas gefahren. Wie schnell das war kann ich nicht sagen, denn zusنtzlich zur Tankanzeige und dem Kilometerzنhler war auch der Tacho defekt. Die Gurte wurden nur kurz vor einer Polizeikontrolle angelegt und nachher natürlich sofort wieder abgelegt. Auch deshalb hat mich ein verunfalltes Auto, welches neben der Strasse auf der Seite lag, schon etwas schockiert. Das kann nicht glimpflich ausgegangen sein! Allgemein ist der Strassenverkehr im Iran, besonders in den Stنdten, auf den ersten Blick sehr gefنhrlich. Aber extrem schlimm kann es nicht sein, denn die Iraner sind alles gute Autofahrer und der Verkehr lنuft fast immer flüssig. Richtig gefنhrlich würde es wahrscheinlich erst, wenn ein Autofahrer aus Westeuropa am Flughafen in ein Auto steigen und sich in dieses funktionierende "Choas" wagen würde.
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'Taxi'-fahrer |
Da die Kommunikation per Natel und E-Mail nicht funktionierte, trafen wir uns am nنchsten Mittag am zuvor als Backup definierten Treffpunkt in Semnan und setzten gemeinsam die Fahrt in Richtung Mashad fort. Das folgende Zitat von Chregu zeigt, wie wir uns etwas an die warmen Temperaturen gewohnt haben :). Es entstand am Abend als es noch 24° war, ein leichtes Lüftchen wehte und wir uns wie üblich mit etwas Wasser wuschen. "Heilandsack, das git ja chalti Finger!"
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irgendwo unterwegs |
Am nنchten Tag wurde uns der Einfluss des Windes deutlich aufgezeigt. Am Vormittag schafften wir dank Rückenwind und Gefنlle locker 100km und am Nachmittag erkنmpften wir uns die restlichen 44 Kilometer bei Gegenwind nach Shahrud in ungefنhr derselben Fahrzeit. Die Einfahrt in die Stadt war chaotisch, denn einige Autofahrer waren so an uns interessiert, dass sie immer wieder neben uns herfuhren und somit den Verkehr blockierten. Nachdem wir ein sehr günstiges Hotel gefunden hatten (insgesammt ca. 10 CHF), wagten wir uns an Spiesschen, die anscheinend eine Spezialitنt der Stadt sind. Diese konnten uns aber nicht überzeugen und beim für Stadtbesuche übliche zweite Nachtessen entschieden wir uns für Burger.
Am 21.6 hatten wir wieder richtiggehend mit dem Wind zu kنmpfen. Teilweise war der Seitenwind so heftig, dass man sich in den Wind legen musste um nicht umgeblasen zu werden. Der kurzfristige Windschatten beim vorbeifahren eines Lastwagens war eher hinderlich, denn man musste sich immer neu ausbalancieren. Am Nachmittag hatte ich meinen ersten Platten am Vorderrad und führe nun somit (3:0:0)!
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Achtung Kamele |
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wirklich Kamele |
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Autbahnraststaette |
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Uebernachtungsplatz |
Am darauffolgenden Tag wurden wir wieder einmal von der Herzlichkeit der Iraner überrascht. Erst wurden uns am Morgen aus dem fahrenden Auto zwei Melonen überreicht und am Mittag ein grosser Sack Süssgebنck geschenkt. Als wir dann mit dem Gebنck unter Bنumen lagen kam ein Wachmann einer naheliegenden Fabrik vorbei. Wir haben nur verstanden, dass es hier warm sei und wir mitkommen sollten. Wenige Minuten spنter lagen wir im klimatisierten Hinterzimmer des Wachlokals und wurden mit Essen und Getrنnken überhنuft. Nach einem Nickerchen konnten wir noch eine Dusche nehmen und unser Versuch, das übriggebliebene Essen zurückzulassen, scheiterte. Wegen dem teilweise starken Gegenwind konnten wir das angepeilte Tagesziel von 100km knapp nicht erreichen.
Am nنchsten Tag war der Gegenwind sogar nochmals heftiger. Teilweise kamen wir nur mit etwas mehr als 10 km/h vorwنrts. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14 km/h erreichten wir Neyshabur, wo wir wieder eine ausgedehnte Mittagspause in einem Park machten. Gegen Abend liess der Wind zum Glück etwas nach und die restlichen Kilometer fielen leichter. Knapp 100 km vor Mashad übernachteten wir unter einer Brücke der Strasse. Am Morgen hatten wir wegen dem Wind gezweifelt doch noch so weit zu kommen.
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Morgenstimmung |
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Minimungg unterwegs |
Kurz nach Abfahrt am nنchsten Tag kam wieder Gegenwind auf. Nach dem passieren von 40 Windrنdern wussten wir, dass der Wind für diese Gegend normal ist und wir nicht einfach Pech haben. Als wir nach dem Abzweiger nach Mashad in Richtung Norden fuhren liess der Wind stark nach und wir erreichten Mashhad doch schon gegen Mittag. Das bei Backpackern und Velofahrern berühme Vali's Homestay war wegen Umbauarbeiten jedoch geschlossen. Vali kümmerte sich trotzdem um uns und organisierte jemanden, der uns in ein günstiges Hotel in der Nنhe führte. Mashad ist der heiligste Ort des Iran und wir besuchten noch am Abend den Holy Shrine, eine der wichtigste Pilgerstنtte der schiitischen Musilime. Am Eingang wurden wir abgefangen und es wurde ein Führer herbeigeholt. Dieser zeigte uns sehr speditiv (eigentlich ganz nach unserem Geschmack) einen Teil des riesigen Komplexes. Der Shrine an sich und ein weitereres Gebنude sind Muslimen vorbehalten und durften von uns nicht besichtigtwerden. Nach der Führung gab es noch ein kurzes Gesprنch in seinem Büro. Anschliessend durften wir den Komplex zwar selbststنndig verlassen, die Führung wirkte für uns aber schlussendlich doch eher als Kontrolle.
Am Morgen des zweiten Tages in Maschhad besuchten wir die turkmenische Botschaft. Obwohl wir die von uns vorbereiteten Formulare nicht benutzen konnten und neue ausfüllen mussten, ging das Ganze relativ schnell und wir konnten wenig spنter unsere Pنsse mit dem eventuell letzten Visa unserer Reise in Empfang nehmen. Bei unserem erneuten Besuch des Holy Shrines gelang es uns ohne Aufpasser den Komplex um den Holy Shrine zu betreten. Die verbotenen Zonen mieden wir natürlich dennoch. Nach Sonnenuntergang strِmten tausende von Personen auf die verschiedenen riesigen Plنtze des Komplexes und bereiteten sich auf das Gebet vor. Ettliche Aufpasser mit überdimensionalen "Staubwedeln" lenkten die Menschen um gerade Linien auf den Teppichen zu bilden. Obwohl wir vielleicht die einzigen nicht-Muslime waren, fühlten wir uns gar nicht fehl am Platz. Wir standen oder sassen etwas abseits und beobachteten das eindrückliche Schauspiel. Wir waren bei weitem nicht die einzigen die nicht am Boden sassen. Dutzende rannten umher um noch einen Gebetsstein zu holen und einen Platz auf dem Teppich zu ergattern, andere sassen auch etwas abseits und Kinder spielten und tollten umher.
geschrieben von Roman
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Kuppeln im "Holy Shrine" Complex |
Etz hani emmer gmeint de Chregu heig nie chaut...
AntwortenLöschenGruess, simi