Endlich hört ihr wieder von uns. Bilder versuche ich gar nicht erst rauzuladen. Das Internet ist auch im Internetcafe extrem langsam...
Wir verlassen Oroumyie in Richtung Süden und fahren auf dem schmalen Randstreifen der zweispurigen Strasse. Durch den, im Verhältnis zur Türkei, ziemlich starken Verkehr ist das Velofahren anstrengend. Es ist offensichtlich, dass es auch ein wenig gefährlicher ist. Immer wieder wird überholt trotzdem dass wir gerade entgegenkommen. Fabians Magen macht Kapriolen und so entscheiden wir uns bei der ersten guten Möglichkeit zu zelten. Wir legen uns neben einen Kanal um den Rest des Nachmittags vorbeigehen zu lassen.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter in Richtung Mahabad und irgendwann kommen zwei Velofahrer entgegen, welche Taschen an ihren Fahrrädern haben und somit "Berufskollegen" zu sein scheinen. Wir halten sie auf und sie stellen sich als Iranische Radler vor, welche an ihrem freien Freitag auf einer Tagestour sind. Sie geben uns eine Telefonnummer und zeigen uns den Weg nach Miyandoab. Wir sollten auf die Nummer anrufen, wenn wir da sind. Unterwegs treffen wir auf eine Gruppe Mountainbiker, welche, wie wir später erfahren auf uns gewartet hatten.
Wir fahren mit ihnen bis in die Stadt, wo wir in die Werkstatt des Velomechs der Gruppe geführt werden. Dort verhandeln alle Anwesenden was mit uns geschehen soll und kurz darauf wurde entschieden, dass wir bei Hadi eingeladen sind zum Übernachten. Unsere Velos bleiben im Shop und wir fahren mit einem Jeep durch die Stadt zu Hadis Haus. Als wir dort sind, fragen wir uns wieso wir nicht mit den Velos gefahren sind...
Wir verbringen den Rest des Nachmittags mit Essen und Faulenzen bis wir wieder abgeholt werden. Sie möchten uns einige Sachen in der Stadt zeigen. Die Fahrt durch den chaotischen iranischen Verkehr führt aber aus der Stadt und plötzlich kehren wir um. Ein Gewitter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Also zurück und wir können uns von einem der Radler rasieren lassen. Dabei sitzen viele Leute im Barbershop und es wird geplaudert und gelacht.
Für das Znacht geht es zurück zu Hadi und wir Essen im Schneidersitz auf einem Teppich Fladenbrot mit Gemüse und Thunfisch. Auch erfahren wir wieso die Velos beim Mech blieben. Er liess es sich nicht nehmen sie zu putzen und einen kleinen Service zu machen.
Als sich der ganze Trubel beruhigt hatte wurde der Raum vom Esszimmer zum Schlafzimmer in dem das Essen weg und Wolldecken gebracht wurden. Heute Morgen gings wieder mit dem Auto durch die Stadt zur Werkstatt und wir sahen, dass unsere Velos wie neu aussehen. Also fuhren wir auf unseren "neuen" fahrbaren Untersätzen aus der Stadt. Aber nicht einfach so. Vor uns fuhren die Gastgeber im Auto und hielten für uns eine Spur frei.
Ausserhalb der bedankten wir uns zum x-ten Mal und wurden mit den "Tipp": "This road is very bad. Diese Strasse ist sehr schlecht", entlassen. Wir hatten die Strasse anhand der Karte ausgesucht und hofften auf weniger Verkehr. Dies bestätigte sich relativ schnell und wir konnten bis jetzt nichts schlechtes an der Strasse finden. Der heutige Tag verlief gemütlich an Shahin Dez vorbei immer in Richtung Süden und Hamadan. Jetzt (Abend des 1.6.) sitze ich einmal mehr unter Sternenhimmel und schreibe diese Zeilen um möglichst viel des Erlebten zu "speichern".
Die nächsten fast drei Tage sind für euch Leser nicht so interessant. Wir fuhren über Takab, Bijar und Qorveh Hamadan entgegen. Einmal war es ziemlich anstrengend, da wir viele Hügel zu überqueren hatten und dann ist es wieder einfacher wenn es ziemlich flach und mit Rückenwind vorwärtsgeht.
Gestern entschieden wir uns etwa 40km vor Hamadan die Zeltplatzsuche zu lassen und mit Rückenwind und Gefälle doch noch nach Hamadan zu fahren. Wir erreichen also der Hauptplatz der Stadt und machen uns auf die Suche nach einem Bett. Bei den ersten zwei Hotel finden wir, dass wir schon etwas besseres möchten und konsultieren den Reiseführer. So gelangen vor das Hotel Arian wo, wie in Miyondoab eine schöne Geschichte beginnt. Das Hotel ist voll, weil Gestern und Heute zwei Feiertage sind. Fabian wir vor dem Hotel von jemanden (Amir) angesprochen, welcher uns helfen will und er schlägt vor, dass jemand mit ihm im Auto ein paar Hotels abklappert um ein Zimmer zu finden. Roman und ich warten. Nach gefühlten Stunden kommen sie zurück mit der Lösung, das Amir uns zu sich nach Hause einlädt, denn auch die anderen Hotels sind alle voll. Auf dem Weg zu Amirs Wohnung werden wir wieder angesprochen von Hamid (er spricht super Englisch, weil er in Toronto lebt) und er bietet uns einen "Garten" an zum übernachten. Weil wir das Gefühl haben Amir zu entlasten nehmen wir dieses Angebot an und wir fahren hinter zwei Autos durch die dunkle Stadt an den Stadtrand. Dort sehen wir dass es ein ziemliches Grundstück mit Sommerhaus ist.
Nach einigen Erklärungen und dem Angebot so lange zu bleiben wie wir möchten wird uns der Schlüssel überreicht und wir werden alleine gelassen.
Es ist schon spät und wir entscheiden uns für ein einfaches Znacht um danach kurz nach Mitternacht ins Bett zu kriechen. Jetzt (Morgen des 5.6) sitze ich in der Stube am Tisch und schreibe einmal mehr über die überragende iranische Gastfreundschaft.
Heute werden wir einen Ruhetag machen und die Stadt besichtigen und falls das Passbüro offen hat, versuchen unser Visum zu verlängern.
Nach dem aktuellen Plan werden wir morgen in Richtung Qom starten um, möglicherweise, von da aus einen Ausflug per Bus nach Esfahan zu machen. Aber Pläne ändern schnell und so werden wir es darauf ankommen lassen...
Gestern (6.6) fuhren wir im Garten los um noch ein paar Sachen in der Stadt zu erledigen. Wir folgen Hamid und werden zum, leider geschlossenen, ExchangeOffice geführt. Also geht es weiter zum PassportOffice wo wir versuchen unser Visa zu verlängern. Dies ist aber nicht möglich, da wir noch zuviele Tage übrig haben.
Hamid verabschiedet sich und wir gehen zurück um beim ExchangeOffice zu warten, bis ein Freund von Hamid (Omir) uns eine Iranische SIM-Karte geben soll. Unterdessen versuche ich in der Bank vis-a-vis Geld zu wechseln. Nach der Wartezeit wird mir gesagt, wir sollen bei der Bank am Hauptplatz Geldwechseln. Omir taucht dann mit der Nachricht auf, dass es leider nicht möglich war eine SIM-Karte für uns zu organisieren. Wir kaufen dann eine Taxcard für die Telefonkabine.
Am Hauptplatz gehe ich in die Bank. Vom Schalter werde ich in ein Büro verwiesen und dann noch in ein weiteres wo ein netter Herr mir in gutem Englisch das Angebot macht entweder für den Bankkurs (1Eur = 35000 IRR) oder für den "Freemarket"-Kurs (1Eur = 45000 IRR) zu wechseln. Ich entscheide mich, logischerweise, für den besseren Kurs und so steckt der Mann die hundert Euro ein und wir gehen an den Schalter wo er sich die 4.5Millionen Rial geben lässt. Er hat mir also die Euro auf privater Basis ab gekauft.
Raus aus Hamadan fahren wir gegen Osten um nach gut 20km wieder auf eine kleinere Strasse abzuzweigen. Immer mit etwas Rückenwind geht durch die fast topfebene Landschaft. Wir kommen in eine andere Provinz und schon bald werden wir von ein paar Polizisten angehalten. Sie lassen uns nach einigem Smalltalk fahren. Knapp 10km vor dem nächsten Ort folgt uns plötzlich ein PW. Kurz bevor wir in den Ort fahren halten wir an. Es steigen drei Männer aus und per Zufall fahren auch die Polizisen von vorher vorbei und halten. Uns wird klar gemacht, dass wir auf den Posten folgen sollen. Wir fahren also mit Eskorte durch das Dorf und auf dem Posten werden unsere Pässe kopiert und unsere geplante Route wird notiert. Danach werden noch einige Erinnerungsfotos von uns inklusive Velos gemacht und wir dürfen weiterfahren. Übernachten haben wir zwischen den Mauern eines ehemaligen Bauernhofes.
Am Morgen kommt jemand vorbei und bringt Wasser, Teepulver und Zucker um Chai (gesprochen Tschai) zu machen. Nach dem "Zmorge" folgt ein kleiner Hügel und in der Abfahrt wendet ein Polizeitöff als es uns sieht. Wir gehen davon aus, dass jetzt wieder das gleiche Spiel wie gestern los geht und halten vor dem nächsten Posten. Aber wir werden nicht hereingebeten. Also fahren wir weiter und bei der nächsten grossen Abzweigung verabschieden sich die beiden Polizisten und zeigen uns noch den richtigen Weg.
Nur wenige Kilometer weiter machen wir Pause und schon taucht das nächste Polizeifahrzeug auf. Das Auto wendet und auch diese Polizisten eskortieren uns. Dies nachdem wir den obligatorischen Smalltalk (Woher, Wohin, ...) gemacht hatten. Wir fahren durch den nächsten Ort und halten für eine Pause an. Wir werden zum Chai eingeladen und der eine Polizist trinkt mit, der andere bewacht unsere Velos. Nach dem Chai gehts weiter und nach insgesammt 30km und gut 2 Stunden verabschieden sich auch diese beiden.
Währdend der ganzen Strecke erkennen wir, dass das wohl ein Dienst à la "wir müssen diese Touristen beschützen" war und nicht eine Schikane wie wir zuerst geglaubt hatten.
Jetzt (7.6. mittags) sind wir am Siesta machen und werden Qom voraussichtlich morgen erreichen.
Gestern Nachmittag erreichten wir Ashtian und kauften dort ein. Wir wurden von einem iranischen Reiseradler angesprochen, welcher schon einige Städte im Iran mit dem Fahrrad besucht hat. Als wir den Ort verlassen wollen, werden wir wieder von der Polizei aufgehalten und nach etwa einer Stunde rumgestehe und einem Raport (mit Fingerabdruck von uns als Unterschrift) bekommen wir unsere Pässe wieder und können nur knapp eine erneute Eskorte verhindern. Nur einige Kilometer ausserhalb der Stadt finden wir ein Platz zum schlafen und geniessen die zweite Nacht unter dem Strenenhimmel in Folge.
Heute (8.6) gings wegen Höhenverlust und Rückenwind in rasanter Fahrt Qom zu. Wir sitzen nur drei Stunden in den Sätteln um die 90km abzuspulen. Unterwegs haben wir noch einen Platten bei Romans Hinterreifen zu flicken. In der Stadt angekommen steuern wir auf die Hauptattraktion zu und suchen uns mit Hilfe des LonelyPlanet's ein Hotel. Wir können hier unsere Velos lassen um uns Esfahan mit dem Bus oder Zug anzusehen. Wir legen also ein paar velofreie Tage ein und machen uns als Backpacker auf in den Süden...